Eine Woche Rund Fünen

Nach Skandinavien… oder nach Dänemark!

Eine Woche Segeln? – am liebsten würde ich heute im Bett bleiben. Die letzten 14 Tage waren so stressig im Büro. Noch eine helle Wäsche waschen, frühstücken, Wäsche aufhängen, dann noch die rote Hose in die Waschmaschine. Duschen, die diversen Müll-Sorten runter in die Container bringen. Der gelbe Plastik-Müll ist schon proppenvoll. Klamotten habe ich fast alles an Bord, ein paar Socken kommen noch mit. Bevor es losgeht, muss ich noch ein paar Rechnungen überweisen. Dann bin ich endlich fertig. Bei Aldi besorge ich noch Wasser, Apfelschorle, Schweppes und ein paar Süßigkeiten.

Und…

Juchuuh! Ich brauche mich nicht mehr durch den Elbtunnel und durch Hamburg quälen. Seit ich umgezogen bin, fahre ich in Quickborn auf die A7 😀

In Strande haben wir seit ein paar Wochen eine Schranke an der Zufahrt zum Clubgelände. Samstag, 14 Uhr, und es sind noch reichlich Parkplätze vorhanden – unglaublich! Ausladen, ein Backfischbrötchen, die Bilge lenzen, den Wassertank füllen, die Strecktaue spannen – der Nachmittag vergeht wie im Fluge. Bald muss ich los zum Bahnhof in Kiel, um meine Mitsegler Walter und Miriam von der Bahn abzuholen.

Strande – Rudköbing (So, 24. Juni)

Heute schwächelt der Sommer noch etwas

Die Nacht hindurch regnet es mal wieder. Da der Kaufmann in Strande erst um 8:30 Uhr öffnet, gibt es zum ersten Frühstück an Bord Müsli. Persenning ab, Segel anschlagen, an der Tanke den Diesel-Tank auffüllen (40 l gehen rein, macht € 62,09). Hoch die Segel! Auf dem Weg nach Marstal erwischt uns immer mal wieder ein Schauer, aber zum Glück nur Niesel. Bei NNW 4 können wir den Kurs knapp anliegen. Wir beginnen, die Marstal-Rinne aufzukreuzen, bergen aber dann doch geschwind das Vorsegel, als wir einen Überläufer auf der Schotwinsch fabrizieren.

Rudköbing

Wir sind so früh dran, dass wir noch bis Rudköbing weiter segeln. Dort sind viele Boxen frei, sind eigentlich noch keine Sommerferien? Walter macht Spaghetti mit roter Sauce, lecker! Der Rotwein zum Essen zieht mir allerdings die Beine weg. Als ich später am Kartentisch das Logbuch schreibe fallen mir die Augen zu und ich lasse mich rückwärts auf die Hundekoje fallen. Bis Walter und Miri von ihrem Spaziergang zurück sind, schlafe ich süß und selig.

Rudköbing -Kerteminde (Mo, 25. Juni)

Sieht immer wieder knapp aus…

Morgens ist es wieder grau. Über Fünen sieht man Regen herunter kommen. Wir haben Wind aus WNW, zu Beginn reicht es sogar für 7 kn, aber im Laufe des vormittags wird der Wind immer weniger – dafür kommt die Sonne heraus. Der Wind ist unstet in Richtung und Stärke, mal segeln wir mit halbem Wind, mal hoch am Wind. Lundeborg zieht vorbei und aus dem Dunst schält sich die Große-Belt-Brücke heraus. Zwei Meilen vor der Brücke stirbt der Wind ganz, um kurze Zeit später aus ENE wieder zu kommen. Hoch am Wind mogeln wir uns unter der Brücke durch, dann dreht der Wind über E auf SE und wir baumen die Genua aus. Immerhin reicht es noch für 3.5-4 kn Fahrt.

Einer von vielen…

Kurz nach 17 Uhr sind wir in Kerteminde fest. Miri geht an den Strand, während Walter uns eine Pfanne Puten-geschnetzeltes in Curry mit gemischten Pilzen zubereitet. Zum Portugiesischen Rotwein aus dem Douro-Tal serviert Walter ein paar Anekdoten aus seiner Fliegerzeit. Abends fällt uns auf, dass am Ladegerät alle Lichter aus sind. Nanu? An allen Kabeln wackeln, Stecker auseinander und wieder zusammen, da funktioniert es wieder. Das werden wir genauer beobachten!

Kerteminde – Bogense (Di, 26. Juni)

Zum Schlus motoren wir, aber 2 Robben und 20 Schwinswale gesichtet

Pünktlich um 10 Uhr sind wir wieder unterwegs. Bei WSW 1 treiben wir allerdings mehr aus der Kerteminder Bucht heraus, als das wir segeln. Hinter der Huk von Stavreshoved kommt NNE-Wind auf und wir kreuzen nordwärts. Zunächst können wir auf Bb.-Bug fast der Küstenlinie folgen, dann dreht der Wind auf NW und wir können auf Stb.-Bug Kurs Nord, manchmal sogar 350 Grad anliegen. So macht das Kreuzen Spaß! Um 14:30 Uhr passieren wir die 5m-Rinne nördlich von Fynshoved. Noch steht der Wind durch und wir überlegen, heute noch bis Bogense zu segeln, da es in den nächsten Tagen ebenfalls schwachwindig werden soll.

Sommer Sonnenuntergang

Nachmittags wird der Wind immer weniger und um 17 Uhr müssen wir dann doch den Motor zu Hilfe nehmen. Als Entschädigung sehen wir zwei Robben und bestimmt 20 Schweinswale, die wir teils einzeln, teils in kleinen Schulen in respektvollem Abstand sichten. Nicht so schön, das Klo ist verstopft. Nach einigem Suchen stellen wir fest, dass der Hebel zum Öffnen und Schließen des Seeventils abgeschoren ist und man mit der Pumpe gegen das geschlossen Seeventil nur den Ablaufschlauch „aufpumpt“. So eine Sch…! Und schließlich diagnostizieren wir einen Kabelbruch im Landstromkabel am Stecker – Wackelkontakt. Da ist morgen wohl erst Basteln angesagt, und dann Segeln.

Bogense – Middelfart (Mi, 27. Juni)

Beim Brötchenholen besorgt Walter gleich einen neuen Stecker für das Landstromkabel. Der Wackelkontakt ist schnell gefixt. Das Seeventil können wir im Wasser nicht reparieren oder tauschen, dann muss für den Rest der Reise ein „Eimerchen“ den Job machen…

Unter der Autobahnbrücke

Als wir um viertel vor 11 Uhr auslaufen, hat sich auch schon etwas Wind eingestellt. Mit 5 kn segeln wir in Richtung Fredericia. Der Wind dreht langsam von NNW auf NE, nimmt langsam ab (mal wieder), vor der Autobahnbrücke haben wir kurz Flaute und dann kommt der Wind aus S-SE wieder. Bei SE 3-4 haben wir noch eine gute Stunde feinen Segelwind. Kurz vor 16 Uhr sind wir im Middelfart Lustbadehavn fest. Rechtzeitig, so dass Walter und Miri zum Public-Viewing des WM Spiels Korea – Deutschland gehen können. Ich klare derweil noch etwas an und unter Deck auf und verfolge das Desaster im Zeit-Online Life Blog. Oh je! Wenigstens ist das Wetter schön, der Strand am Hafen ist gut besucht und die Dänen versammeln sich vor dem Hafen zur Mittwochsregatta. Zurück an Bord liest Miri nach dem Spiel belustigt die Kommentare zum Spiel im Internet, während Walter „Fusili a la Marinada“ kocht. Nudeln mit Lachs und Krabben, mit Zwiebeln, in einer Weißwein Sauce. Wir werden wieder verwöhnt – wie immer, wenn Walter an Bord ist. Langsam dämmert es, und ein strahlend heller Vollmond steht am Abendhimmel.

Middelfart Hafentag (Do, 28. Juni)

Mittwochsregatta

Für heute haben wir einen Hafentag eingeplant. Vor dem Hafen fächelt zwar ein leichter Wind, aber weiter im Kleinen Belt sieht es spiegelglatt aus. Walter und Miri machen einen Ausflug Rund um die Halbinsel Slotsbanke, am Kongebro Yachthafen vorbei bis nach Middelfart Zentrum. Ich widme mich einer kleinen Portion dreckiger Handtücher, fege und wische unter Deck einmal durch, fülle den Wassertank (muß dazu erst die Hafenkarte aufladen – hier kiostet ALLES extra) und schmökere noch einmal in Astrid Erdmanns Buch „Die Weltumseglerin“. Das gefällt mir sehr, weil sie die gemeinsamen Reisen der Erdmanns noch einmal aus einem anderen Blickwinkel beleuchtet.

Strand am Yachthafen von Middelfart

Nachmittags zum Kaffee sind die beiden Wanderer wieder da, abends gehen wir im Hafenkiosk eine Pizza essen. Die Pizzen scheinen sehr beliebt zu sein, während wir warten werden unzählige Pappkartons mit Pizzen zum Strand oder auf die Boote im Hafen getragen. Walter wird unruhig. Er hat Hunger, haben die uns denn vergessen? Zweimal fragt er nach. Nein, wir wären gleich die nächsten, versichert man ihm. Als unsere Pizzen endlich fertig sind, bringt der Chef sie persönlich, entschuldigt sich vielmals und stellt Walter noch ein Bier auf Kosten des Hauses hin. Aber das Warten hat sich gelohnt, die Pizzen sind oberlecker!

Middelfart – Sonderburg (Fr, 29. Juni)

So soll es sein, Wind von achtern, Sonnenglitzer von vorne…

Der Freitag verspricht ein genialer Segeltag zu werden. Sonne und Wind NNE 5, Backstagsbriese auf dem Weg nach Süden! Schon um viertel vor 9 Uhr sind wir auf der Piste, mit vollem Groß und G3 giebt SNAEDIS Vollgas: 8-9 kn im glatten Wasser! Im Årøsund kommt uns eine andere „Avance“ entgegen. vielleicht die „Ente“? Als wir näher kommen sehen wir, dass es die „Karolina 4“ von Lutz Spannuth ist, ein befreundeter Segler, der auch schon mehrmals das „Silver Rudder“ mitgesegelt ist. Mit einem Reff im Großsegel motort er gegenan. Da haben wir es besser getroffen heute. Der Wind hat etwas nachgelassen und mit ausgebaumten Vorsegel geht es Richtung Als-Fjord.

Vor der Brücke in Sonderborg drehen wir eine halbe Stunde Kreise. Am Ufer freuen sich vier Jugendliche und rufen „Deutschland! Deutschland! Alles ist vorbei!“ und halten uns ihren nackten Hintern entgegen. Wenn es ihnen Spaß macht…

„Karolina 4“ im Arösund

Um 16 Uhr sind wir in Sonderburg Yachthafen fest. Noch sind viele Plätze frei, aber der Hafen füllt sich schnell. Viele Dänem kommen am Freitagabend auf ihre Boote, im Clubhaus ist Party. Miri hat sich für heute nochmal Spaghetti gewünscht. In der Bolognese verschwinden auch die letzten Gummi-Möhren und Zwiebeln, dazu macht Walter einen Tomatensalat. Heute ist Reste-Essen, morgen in Maasholm wollen wir nocheinmal Fisch essen gehen.

Sonderburg – Maasholm (Sa, 30. Juni)

Heute Maasholm in der Schlei

Gestern hat der Wind sich wohl verausgabt, heute wieder eher weniger Wind. Und auch die Windvorhersage am Ausgang der Flensburger Förde mit dem vielen Land drumherum ist wohl nicht so einfach – jedenfalls kommt der angesagte NE-Wind aus SW, als wir auslaufen. Am späten Vormittag setzt Thermik ein und der Wind dreht über S auf ENE und wir segeln entspannt in Richtung Schlei. Wir kommen sogar ohne Kreuzschlag an Falshöft vorbei und können danach, als der Wind nocht etwas rechts dreht, genau die Ansteuerung von Schleimünde anliegen. Aus der Schlei spült uns das gestrige Hochwasser entgegen und vor dem Wind segeln wir langsam in die Schlei hinein. Auch in Maasholm sind wieder jede Menge Plätze frei – Wochenende.

Wir bummeln durch die Straßen, probieren als Snack zwischendurch schon mal ein Fischbrötchen, reservieren uns einen Tisch für heute Abend zum Fisch-Essen, Walter und Miri brauchen noch ein paar Postkarten für die Lieben zu Hause, und gehen an der Schleikante zum Hafen zurück. Walter liebäugelt damit, seine Jolle im nächsten Jahr hier an die Schlei zu legen. Da das Bummeln durch die Straßen dann doch nicht genug Bewegung war, machen Walter und Miri noch einen Ausflug in Richtung Seevogelschutzstation und abends gibt es leckeren Fisch im Restaurant „Schunta“.

Maasholm – Strande (So, 1. Juli)

Dieses unerträgliche Blau…

Heute liegen nur noch ein paar Meilen vor uns zurück nach Strande. Der Wind kommt zuerst aus SE, dreht dann aber gnädig weiter auf ESE und E und wir kommen wieder ohne einen Kreuzschlag in die Kieler Förde zurück. Zum Schluß ist es fast etwas viel Wind für die arme, alte Genua 1, aber nichts geht kaputt. Segel zusammenlegen, Persenning drauf, Klamotten zusammen packen, unten einmal durchfegen, ins Cockpit einmal den Wasserschlauch halten, dann sind wir auch schnell fertig. Ist das Boot auch richtig festgebunden? Hauptschalter aus? Noch einmal vom Steg einen Blick über das Boot schweifen lassen – wirklich an alles gedacht?

Walter und Miri fahren Montag früh mit der Bahn nach Hause zurück und haben sich für heute im B&B am Bahnhof eingemietet. So schnell ist die Woche schon wieder vorbei. Seit fast 10 Jahren segeln wir zusammen, das erste Mal sind wir 2010 nach Miri’s Abi zusammen nach Skagen gesegelt. Wie schnell die Zeit vergeht. Vielleicht wieder im nächstes Jahr?

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