Rund Alsen und Lyö

Nochmal Mittelmeer-Feeling

„Papi“, fragte Mara irgendwann im Frühjahr, „können wir dieses Jahr wieder eine Woche zusammen segeln?“ Da war die Urlaubsplanung aber schon fast abgeschlossen. Nach meinem Umzug eine Woche Segeln mit Miri und Walter und im Juli/August drei Wochen Urlaub mit meiner kleinen Freibeuterin. Dann würde es vielleicht gehen, wenn ich Anfang September noch eine Woche mit Mara und Ole segeln würde? Dass sich diese Woche genau mit der größten Schiffbau-Messe in Hamburg, der SMM überschneiden würde, war mir damals gar nicht klar. Aber wenn die Tochter ruft und segeln will, muss man halt Prioritäten setzen…

Strande – Maasholm (Sa, 1. September)

„Und wo seid Ihr heute hin gedümpelt?“

Das Wetter scheint nochmal richtig sommerlich zu werden, schön warm und wenig Wind. Am Samstag geht es los. Nordwind, zunächst mit einer leichten westlichen Komponente. Vielleicht kann man Marstal anliegen? Leider nimmt der Wind schon auf dem Weg zum Leuchtturm Kiel ab und dreht nach rechts. Nun können wir auf dem anderen Bug Damp anliegen. Als wir dann aber irgendwann nur noch mit 1-2 Knoten in Richtung Küste treiben, starten wir das stinkende grüne Segel. Die große Schwester Enja kommentiert das sommerliche Foto von Mara und Ole im Cockpit, „Und wo seit Ihr heute hin gedümpelt?“ Genau, noch drei Stunden unter Motor bis Maasholm. Der arme, alte Motor freut sich, dass er auch mal gebraucht wird. Abends macht unser Sterne-Koch Nudeln mit Bolognese Sauce.

Maasholm – Lyö (So, 2. September)

Lyö Hafen

Am Sonntag haben wir leichten Wind aus Nordost. Die Insel Lyö ist das Tagesziel heute. Eigentlich soll der Wind im Tagesverlauf weiter östlich drehen, aber bevor es soweit ist dreht der Wind erstmal mehr auf die Nase. Vor Gammel Pöl und im Kleinen Belt müssen wir doch tatsächlich ein paar Kreuzschläge einlegen. Erst, als wir Skjoldnäs querab haben, dreht der Wind auf ENE und nimmt noch etwas zu. Nachmittags laufen wir in Lyö ein, nur wenige Boote sind am Sonntagabend dort. Die meisten Boote liegen mit der Nase im Wind und auch wir können uns im neuen Hafenbecken noch einen Platz aussuchen.

Abends schmökere ich mal wieder in dem Buch „Kleiner Segeln – größer Leben“ von Stephan „Digger“ Boden, der 2012 auch in Lyö war und dann weiter in Richtung Skagen gesegelt ist und eigentlich bis Schweden wollte. Im gleichen Jahr bin ich mit Enja über Bornholm in die ostschwedischen Schären und zu den Alands gesegelt und ich freue mich noch heute, was für ein Glück wir damals mit dem Wetter gehabt haben. Wie schlecht war das Wetter an Jütlands Küste zur gleichen Zeit, von der Stephan berichtet. Nun haben wir es auf unserer Avance 36 mit 5 t Verdrängung bei Schlechtwetter im Seegang auch etwas komfortabler gehabt, als er auf seiner kleinen 750 kg leichten Varianta 18.

Lyö – Dyvig (Mo, 3. September)

Gruß nach Hause 🙂

Was machen wir die nächsten Tage? Dienstag und Mittag bleibt es bei dem Ostwin´d, für Donnerstag/Freitag ist Südwind vorhergesagt. Ich war lange nicht in Dyvig und möchte die „schönste Bucht Dänemarks“ auch Mara und Ole zeigen. Zwar sind für heute 4 Bft angesagt, aber wir eiern den ganzen Tag an der Wettergrenze bei 2-3 Bft. vor dem Wind in Richtung Alsen. Erst als nachmittags die grauen Wolken vor uns verschwinden, erreicht uns der schöne Segelwind. Mit einigen anderen Booten kreuzen wir die Stegsvig hinein. Der Hafen von Dyvig ist überraschend voll, ganz am Kopf des letzten Steges bekommen wir noch einen Platz.

Hängematte auf dem Vorschiff

Vor dem Vereinsheim sitzt Clubkamerad Peter Haacke mit Freunden. Er ist auf dem Rückweg von einer ausgedehnten Sommerreise nach Schweden und durch den Göta-Kanal. Dreieinhalb Monate richtige Sommer, aber auch mit wenig Wind. Auf dem Weg nach Stockholm hätten sie mehr als die halbe Strecke motort, weil so wenig Wind war. Ich muss mich sputen, wiedre zurüc an Bord zu kommen. Heute Abend gibt es Reis mit Gemüse-Curry.

Dyvig – Sonderburg (Di, 4. September)

Im Als Fjord

Für heute steht nur ein kleines Stück Segeln auf dem Programm, wir wollen nur bis Sonderburg. „Wir können auch ruhig einen Hafentag machen, Papi“, meint Mara, als wir den heutigen Tag planen. Mara und Ole wollen Bummeln gehen und hinterher an den Strand. Und da für den Donnerstag 5 Bft. aus SE angesagt sind, werden wir gleich zwei Tage in Sonderburg bleiben und erst am Freitag nach Strande zurück segeln. Dann soll der Wind auf W gedreht haben und wir haben es gemütlicher auf dem Heimweg. Erstmal segeln wir bei herrlichem Sommerwetter durch den Als-Fjord und den Als-Sund, kommen (fast) pünktlich zur Brückenöffnung an der Klappbrücke an und motoren weiter in die Marina von Sonderburg.

Hafentage (Mi-Do, 5.-6. September)

Jam Jam Jam…

Am Mittwoch bummeln wir bei herrlichem Sommerwetter durch die Fußgängerzone. Ich bekomme zwei neue Pullover und wir kaufen für das Abendessen ein. Mara hat von ihrer Oma ihre restlichen Dänischen Kronen mitbekommen und lädt uns alle zu einem leckeren Eis ein. Am Donnerstag gehen die Mara und Ole noch einmal los und kaufen sich von den restlichen Kronen eine neue große Salatschüssel mit Holzbesteck. Ich lese derweil Stephanie Meyers „Seelen“, das Mara eigentlich für sich mitgenommen hat. Gemütlich im Heckkorb in der Sonne sitzend und lesend freue ich mich, dass wir heute noch hier geblieben sind. Bei Kiel Leuchtturm werden heute nachmittag ESE 6-7 Bft. gemessen. Da muss ich nicht unbedingt aus der Flensburger Förde heraus in Richtung Schlei kreuzen. Abends gehen wir „auswärts“ essen – am Hafenkiosk gibt es Hamburger mit Pommes und einem Dänischen Bier für uns, sehr lecker!

Sonderburg – Strande (Fr, 7. September)

Letzter Tag

Die Nacht hindurch pfeift der Wind durch die Masten und es regnet. Um halb 8 Uhr mache ich mir den ersten Kaffee. Der Regen hat gerade aufgehört, aber noch kommt der Wind aus SSE. Keine Eile. Wir frühstücken und machen das Boot seeklar. Als wir um kurz vor 10 Uhr auslaufen, hat der Wind schon auf Süd gedreht und wir können den Kurs aus der Flensburger Förde hiansu schon fast anliegen. Wie angesagt dreht der Wind immer mehr in Richtung Südwest und die Sonne kommt heraus. Kalkgrund, Falshöft, Schleimünde, Sperrgebiet Schönhagen – ohne einen Kreuzschlag segeln wir in einem elegeanten Bogen hoch am Wind die Küste entlang. Der Wind pendelt in der Stärke zwischen Bft. 3 und Bft. 5, und so sind wir mit der Genua 3 gut besegelt. Als wir bei Bülk um die Ecke biegen kommen uns die nächsten dunklen Schauerwolken entgegen. „Das schaffen wir!“ Leinen fest, Vorsegel auf dem Steg zusammenlegen, Persenning auf das Großsegel drauf, alles ist trocken unter Deck. Nun kann von uns aus der Regenschauer kommen. Zum Abschluß der Reise gehen wir im AQUA leckeren Fisch essen. Während wir geschützt auf der Terasse essen, heulen draußen die Regenböen vorbei. Was haben wir heute wieder für ein Glück gehabt.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.