Klötzsche

Ein schwimmender Klotzsch pirscht sich an

Gefühlt noch mitten in der Nacht weckt Papa mich zum Frühstück. Draußen ist es ganz grau. Na gut, also aufstehen. Auf uns wartet ja ein ganz ordentliches Stück Wasser. Während wir uns fertig machen und frühstücken fängt es an zu regnen. Das steigert die allgemeine Stimmung. Papa guckt nach draußen. Guckt in sich rein und guckt wieder nach draußen. „Hmmm….“, kommt aus ihm raus. Dann ein energisches: „Nein, wir segeln heute weiter!“

Alles schön wasserdicht verpacken und dann geht’s los (Anmerkung von Papa: 10:30 Uhr). Der Hafen scheint noch zu schlafen. Erst nachdem wir ausgelaufen sind kommen noch ein Paar Boote hinter uns her. Die ersten Meilen motoren wir, denn der Wind kommt direkt von vorne und als wir etwas anlinksen, können dreht der Wind mit. Schade. Irgendwann kommt der Wind dann so, dass wir die Segel hochziehen und uns lautlos auf den Weg machen.

Ich navigiere, Papa steuert. Irgendwann kommen wir an einem Mast vorbei der als Tonne eingezeichnet ist. Das ist der perfekte Anlass doch einmal die Legende der Karten etwas genauer zu studieren. Danach bin ich schlauer und kann Papa genau sagen, nach was für Tonnen, Masten oder Leuchttürmen er suchen muss. Papa ist hin und weg. Er hätte wahrscheinlich niemals die Legende angeschaut. Doch ich kann ihm jetzt erklären welches Symbol für welche Tonne steht und wie diese im Meeresboden verankert sind.

Manchmal wird es ganz schön eng

Kleine Tonnenkunde für Anfänger: Da gibt es einmal die ganz kleinen Tonnen, die eher dünne Stangen sind und auch kein Licht haben. Diese gibt es auch in einer etwas dickeren Ausführung, allerdings sind die mit einem Licht ausgestattet. Die Nächstgrößeren sind richtige Tonnen und etwas vollschlank. Und dann gibt es noch die Masten, die Licht haben und fest im Boden verankert sind und gar nicht mehr wie eine Tonne aussehen. Außerdem kann ich Papa sagen, wann ein Leuchtturm ein Radar aufm Kopf hat und wann nicht.

Plötzlich fragt Papa, was das denn sei, das hier so im Wasser rumsteht. Ich kenne den englischen Begriff für dieses Symbol in der Seekarte nicht und weiß nicht genau wie ich das beschreiben soll. Papa meint es sieht ein bisschen aus wie ein… mhh… ein Klotzsch. Ja das kann gut sein, dass das übersetzt Klotzsch heißt. Nach dieser faszinierenden Entdeckung eines Klotzsches finden wir plötzlich noch viel mehr Klötzsche.

Klotzschalphabet: Da gibt es außer den ganz normalen, kleinen, weißen Klötzschen auch noch die Leuchtklötzsche. Die haben Sonnenbrillen auf, weil das Licht, was aus ihnen raus kommt sie blenden würde und sie sonst blinzscheln müssten. Wir entdecken außerdem ganz viele Ober- und Unterklötzsche (Papa weiß nicht genau wie die richtig heißen), die dann zusammen die Richtklötzsche bilden. Auf unserem weiteren Weg werden wir von ganz vielen schwimmenden Klötzschen überholt. Und dann auch immer an so engen Stellen – muss das sein? Dabei sind die größeren Klötzsche viel entspannter, denn deren Schornsteine kann man noch hinter den Inseln erkennen, sodass man rechtzeitig zur Seite hüpfen kann. Die kleineren Klötzsche dagegen pirschen sich ganz hinterhältig an.

Ein schwimmender Klotzsch überholt uns

Auf den Karten hat Papa unseren Weg mit pinkem Textmarker markiert. Allerdings ist dieser Weg genau gegen den Wind und wir entscheiden uns einen kleinen Bogen in Kauf zu nehmen, um nicht die ganze Zeit in engem Fahrwasser kreuzen zu müssen. Wir brauchen sogar nur ein zwei kleine Schläge, um die Höhe halten zu können. Kurz vor dem Hafen kommt uns dann noch ein Bonsai-Klotzsch entgegen, der, wie wir feststellen mussten, leider ganz und gar nicht Bonsai-Wellen macht, sondern eher Ozean-Wellen.

Vor der Bucht, in der der Hafen liegt, bergen wir die Segel und schlängeln uns von Untiefe zu Untiefe. Dabei sind die Richtklötzsche zum Teil nicht mehr so gut auszumachen, sodass wir mehr nach Gefühl als nach den Richtklötzschen fahren. Am Hafen angekommen sind noch zwei Bojen (Schwimmklötzschchen) frei und beim zweiten Versuch anzulegen, unsere doppelt genommene 40 Meter Heckleine war zu kurz und Papa musste sie loslassen, schaffen wir es dann auch festzumachen. Danach starten wir eine Pfannkuchenorgie, für jeden vier Stück mit Zucker oder Marmelade. Hundemüde fallen wir schließlich in die Kojen und beschließen, morgen nicht schon wieder zu segeln.

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