Wie kann das denn passieren?

Die Havarie der VESTAS beim Volvo Ocean Race. Natürlich habe ich mich auch gefragt, wie kann das denn passieren? Und musste dabei an eine Begebenheit denken, dich ich als Kind (von zu Hause aus) miterlebt habe.

BIGI III, ein Danboat 33 ASL

BIGI III, ein Danboat 33 ASL

1974, die BIGI III im Kleinen Belt (Bericht meines Vaters): „Nach Passieren des Aarö-Sundes wurde der Kurs auf die rote 3-Besentonne westlich von Hesteskoen (einer Untiefe vor Alsen) abgesetzt und gesteuert. Bei strahlendem Himmel und achterlichem Wind war inzwischen die Genua gesetzt und nach Steuerbord ausgebaumt, der Wind ging im wesentlichen auf 3 zurück. Da auf der nun vor uns liegenden langen Strecke keinerlei navigatorische Schwierigkeiten voraussehbar waren, übernahm Herr C. das Ruder, Herr Chr. blieb als Wachführer an Deck. Das Wetter war sonnig, an der Kimm ein leichter Dunst als Ausdruck der Gutwetterlage, die Sonne stand ins Gesicht. Eine besondere Strömung war auf der großen Breite zwischen Jütland und Helnäs nicht auszumachen, zumal auch Tonnen als Beobachtungspunkte fehlten. Der Kurs war unter dem Verdacht eines leichten Nordstromes, wie er schon in den Engen um Middelfart beobachtet war, abgesetzt. Nach unserem Speedometer liefen wir wechselnde Fahrt zwischen 6 und 8 Knoten, das bedeutete, dass wir nach etwa 1½ Stunden die abgesetzte Tonne – gerechnet von der südlichen Ansteuerungstonne des Aarö-Sundes – erreicht haben mussten.“

Havarie auf den Hesteskoen vor Alsen

Havarie auf den Hesteskoen vor Alsen

„Ich ging unter Deck mit der Weisung, mich bei Schwierigkeiten oder spätestens bei Insichtkommen der Tonnen an Deck zu holen. Nach unserem Koppelkurs musste die rote 3-Besentonne backbord voraus in Sicht kommen. Nach Angabe des Wachführers kam zunächst die schwarze 2-Besentonne, die östlich von Hesteskoen liegt, in Sicht. Die rote 3-Besentonne, die nach dem gesteuerten Kurs backbord voraus hätte erscheinen müssen, konnte gegen den Sonnenglast nicht ausgemacht werden. Ich wurde daraufhin an Deck geholt. Was dann geschah, passierte alles gleichzeitig. Unter uns wuchsen die Steine förmlich aus dem Grund bis zur Wasseroberfläche empor, und mit dem Moment des Ruderlegens saßen wir krachend auf der Untiefe.“

Auf der Pier in Faaborg - Totalschaden

Auf der Pier in Faaborg – Totalschaden

Das war noch zur Vor-GPS und Vor-Decca Zeit. Kein genauer Ort. Tonnen im Gegenlicht der tiefstehenden Sonne nicht auszumachen. Situation von Wachführer und Rudergänger falsch eingeschätzt. Vielleicht auch einfach mangelnde Aufmerksamkeit? Man muss gar nicht auf den großen Ozeanen unterwegs sein, das kann einem (auch heute noch) direkt vor der Haustür passieren. Mit Glück endet es nicht so spektakulär mit einem Totalschaden.

Kommentare zur VESTAS Havarie im Internet:

Boris Herrman zur Vestas Havarie (YACHT)

Über Vestas und Ausrufezeichen (Digger)

Der erhobene Zeigefinger (Segelreporter)

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