Einhandsegeln

Einhand beim Silver Rudder 2013

Einhand beim Silver Rudder 2013

Das Einhandsegeln hat mich schon fasziniert, seit ich mit dem Segeln begonnen habe. Zu den ersten Segelbüchern, die ich gelesen habe gehören „Held der sieben Meere“ von Sir Francis Chichester, und „Mein Schicksal heißt Kathena“ von Wilfried Erdmann. Zum Leidwesen meiner Mutter war ich schon vor 30 Jahren mit dem Boot der Eltern gelegentlich Einhand unterwegs, allerdings nur auf der Kieler Förde. Und als Wilfried Erdmann zu seiner ersten Nonstop Fahrt von Schilksee aus aufbrach, habe ich ihn ein Stück mit der NAUSIKAA meiner Eltern begleitet – natürlich ebenfalls Einhand.

Die größte Überwindung für mich ist es, jedes Mal wieder, nicht das Alleinsegeln, sondern das An- und Ablegen. Als wir die SNAEDIS neu hatten, haben wir in der ersten Saison in Schilksee gelegen, auf einem Platz wo man meistens mit Seitenwind ein- und ausparken musste. Ohne Strecktaue ging da eigentlich nichts. Einen kurzes Ende auf Slip auf das Strecktau in Luv, Vorleinen los, an der Luv-Achterleine an die Heckpfähle verholen, dabei die Luv-Achterleine (mangels Mittelklampe) auf der Fallwinsch auf dem Kajütdach neben dem Niedergang kurz belegt. So ist das Boot gut fixiert, mit der Achterleine fast an der breitesten Stelle des Bootes und fast am Drehpunkt. Auf die Behelfsvorleine kommt so kaum Belastung. Nun ist Zeit genug die Fender und alle übrigen Festmacher einzusammeln und nochmal zu checken, ob sonst alles klar zum Auslaufen und Segel setzen ist. Dann muß es schnell gehen. Die Behelfsvorleine los, zwei Schritte nach achtern, Achterleine von der Fallwinsch nehmen, aufschießen und am Pfahl lassen, schnell an die Pinne ins Cockpit und unter Motor rückwärts aus der Box heraus. Beim Einlaufen geht es genauso, nur in umgekehrter Reihenfolge.

Den Gennaker fahre ich aus der Hand

Den Gennaker fahre ich aus der Hand

Alle anderen Manöver, sobald man aus dem Hafen heraus ist, sind da viel einfacher – so lange man sich Zeit genug läßt. Eine Pinnenarretierung oder ein einfacher Pinnenpilot sind hilfreich, dass man kurz an den Mast oder aufs Vorschiff gehen und Zeiser lösen kann und das Boot trotzdem seinen Kurs beibehält. Schön ist es, wenn man die Pinne zwischen den Beinen halten kann und beide Hände frei hat, um die Fallen beim Segel setzen durchzuholen. Oder die Pinne mit einem Fuß „bedienen“ kann und dadurch beide Hände für die Bedienung der Fockschot frei hat. Auf der SNAEDIS sind die Backstagen des 3/4-tel Riggs eine besondere Herausforderung, die ja gerne gleichzeitig mit den Fockschoten bei einer Wende oder Halse mitbedient werden möchten. Zum Glück ist das Mastprofil so stabil dimensioniert, dass es hier nicht auf jede Sekunde ankommt. Und bei mehr Wind gilt auch hier „take your time“, eines nach dem anderen. Im Zweifel bei einer Halse halt erst die Backstagen, und dann erst das Vorsegel bedienen. Am Wind wird das Rigg ja zusätzlich zum Achterstag durch Großsegel und Großschot gehalten, eine Wende ist weniger kritisch.

Und sonst noch so? Einhand muß man vorausschauender unterwegs sein. Dinge bereitlegen, die man nicht lange unter Deck suchen kann, weil man an Deck benötigt wird. Getränke und Essen zum Beispiel in der Spüle bereitlegen, wenn das Wetter es nicht erlaubt, lange unter Deck zu bleiben. Die Seekarten sortiert auf dem Kartentisch. Fernglas, Takelmesser griffbereit am Niedergang. Auch kann man sich unter Umständen nicht zu jeder Gelegenheit aufs stille Örtchen zurückziehen, wenn es einen dazu drängt. Eine Pütz oder eine leere PET Flasche in Reichweite kann Erleichterung verschaffen…

Nach 36 Stunden am Ziel

Einlaufen in Svendborg in der Nacht

Das erste Mal Einhand durch die Nacht? Rechtzeitig warme Kleidung anlegen, nicht erst wenn man durchgefroren ist. Es erleichtert die Navigation, wenn man die Reihenfolge der Leuchtfeuer im Kopf hat, die an der Kimm auftauchen können. Funktionieren die Posi’s? Liegt eine Taschenlampe bereit? Mit einer LED Stirnlampe hat der Einhandsegler beide Hände frei. Tee oder heißes Wasser um sich eine Tütensuppe machen zu können, sollte in der Pantry bereit stehen, auch wenn man mit Crew segelt.

Die SNAEDIS hat kaum besondere Ausrüstung zum Einhandsegeln. Die Vorsegel fahre ich wie anno dazumal an Stagreitern ohne Rollanlage. Zum Segelwechsel muss ich aufs Vorschiff, es dauert und kann naß sein. Aber ich bin mir sicher, dass ich das Vorsegel immer runter bekomme. Zum Reffen des Großsegels muss ich an den Mast, die vordere Reffkausch einhaken. Und habe mich schon oft gefragt, warum das Großfall nicht ebenso am Mast ist. Dann wäre die Bedienung einfacher – so muss ich das Fall bis zu einer Markierung fieren, nach vorne an den Mast die Reffkausch einhaken, zurück ins Cockpit Fall und Reffleinen durchsetzen. Einen Spinnaker bzw. Gennaker fahre ich in einem „Black Box“ Bergeschlauch. Man muß zwar sehr darauf achten, dass beim Anschlagen und Setzen nichts verdreht ist (ich habe den Eindruck die Fehlermöglichkeiten sind zahlreicher als ohne Bergeschlauch), aber besonders bei etwas mehr Wind fehlt einem Einhand einfach ein bis zwei zusätzlich Hände um Fall und Achterholer zu fieren und das große Segel hinter dem Großsegel einzusammeln und unter Deck zu stopfen.

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