Segeln und Reisen

Die Öresundbrücke

Wer mich kennt und erinnert, wie ich früher meine Reisen geplant und gesegelt habe, wird sich über unsere vielen Hafentage und Chill-Tage gewundert haben. Damals, als Student, hatten wir immer nur begrenzt Zeit, meistens drei Wochen, und die Ziele wurden immer noch etwas weiter gesteckt. In drei Wochen nach Stockholm und zurück, nach Oslo, nach Stavanger und Bergen, in den Englischen Kanal nach Cowes und zur Französischen Küste gegenüber. Damals waren wir manchmal nur zu dritt, meistens zu viert oder sogar zu fünft, und ein paar Nächste durchsegeln war mit solchen Crews kein Problem.

In diesem Jahr hatten wir mit 8-10 Wochen verglichen mit damals nahezu „unbegrenzt“ Zeit. Nach den ersten Tagen, während derer wir beide froh und glücklich waren endlich „los“ zu dürfen, gefiel es uns beidem immer besser, auch mal einfach einen Tag zu „chillen“. Nicht unbedingt dort, wo es uns am besten gefiel, nein, auch einfach mal an Tagen, wo wir keine Lust hatten irgendetwas zu unternehmen, nicht segeln, nicht irgendwas besichtigen, nicht wandern. Einfach in der Koje liegenbleiben und lesen, oder sich noch einmal umdrehen und weiter schlafen, gemütlich frühstücken, was Schönes einkaufen und abends kochen. Für mich war das der Übergang vom „Segeln“ zum „Reisen“.

In diesem Sommer hatten wir, einer Empfehlung von Prof. Onnasch folgend, noch konsequenter als früher unsere Reiseziele den Wetterprognosen angepasst. Wenn der Wind günstig war, segelten wir längere Strecken und ließen auch mal schöne Häfen links liegen, wenn der Wind ungünstig sein sollte, änderten wir unsere Ziele oder blieben im Hafen. So haben wir in diesem Jahr ettliche Tage mit ausgebaumten Vorsegel zurückgelegt, und haben höchsten ein oder zwei Tage richtig gekreuzt.

Wir waren ein paar Tage früher wieder zurück, als wir gemusst hätten. Ein Grund war auch hier wieder einmal das Wetter, aber ein weiterer Grund war, dass wir die ganze übrige Reise immer ein „Ziel“ vor Augen hatten. Rügen, Bornholm, Karlskrona, Kalmar, Gotland, die Stockholmer Schären, die Alands, schließlich Kopenhagen (obwohl dies ja schon auf dem „Rückweg“ war). Aber auch Kopenhagen fühlte sich noch nicht wie „zurück“ an, sondern es war noch ein „hin“. Ab Kopenhagen war bei uns beiden die Luft raus. Kopenhagen – Klintholm – Strande. Hätten wir uns nicht noch etwas mehr Zeit lassen können? Wenn die Wettervorhersage besser gewesen wäre – vielleicht. Aber wir hatten einfach keine Lust „zurück“ zu segeln – irgendwo „hin“-segeln ist einfach viel besser.

Dieser Beitrag wurde unter 2012 Rund Ostsee abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.