Silberne Berge

Mittags, 5. Tag der Überfahrt

Mittags, 5. Tag der Überfahrt

Damit Katrin und Robin, die von der Seekrankheit gebeutelt sind, sich etwas erholen können, gehen Christine und ich mit Hannes den ersten Teil seiner Wache von 0-4 Uhr. Der Vollmond taucht die Szenerie in silbernes Licht und die Schatten lassen die Wellen wesentlich akzentuierter aussehen, als am Tag. Wir segeln durch wandernde, metallische Berge. Der Wind hat wieder etwas aufgefrischt und wir zischen mit 9-10 Knoten, manchmal 11 Knoten, durch die Nacht.

Land in Sicht!

Land in Sicht!

Zum Frühstück geht es mir wieder besser, das Mittagessen möchte ich aber doch lieber im Cockpit an der frischen Luft essen. Mit Luzy und Jan hole ich den Anker aus der Segellast und wir schäkeln ihn wieder an die Kette, damit er zum Hafenmanöver einsetzbar ist. Weil der Wind schwächelt und auf NW dreht wollen wir noch einmal probieren, die G3 auszurollen. Heute klappt es problemlos, da waren wohl Selbstheilungskräfte am Werk. Mittags bezieht es sich und es fängt an zu nieseln. Grau, feucht, kalt, das Wetter macht es uns einfach anzukommen.

Sonnenuntergang vor Porto

Sonnenuntergang vor Porto

Luzy ist etwas besorgt wegen des Einlaufmanövers, ob der Motor wegen der defekten Seekühlwasserpumpe lange genug durchhält. Über UKW fordert sie bei der Küstenwache für das Einlaufmanöver ein Stand-By Vessel an. Als wir uns der Küste nähern, hört es auf zu regnen, und sogar die Sonne zeigt sich noch einmal. Wie wir später sehen, war Luzys Sorge um das Hafenmanöver aber unbegründet, denn der Hafen von Leixoes (der Industriehafen von Porto) ist riesig groß und wo 200 m Containerschiffe einlaufen, hätten wir mit dem W4 auch unter Segeln aufkreuzen können. Beim Anlegen in der Marina, die im nördlichen Teil des Hafen liegt, unterbricht der Marina Captain unser Manöver und beordert uns auf einen anderen Platz. Dadurch kommen wir mit zu wenig Fahrt voraus und zuviel Drift an den Schwimmsteg und fahren uns eine ziemliche Macke in die Aussenhaut. Genau wie im vergangenen Jahr, meint Jan betrübt. Damals war ihm ein ähnlicher Anleger genauso missglückt.

Lucy muss zur Coastguard wegen der angeforderten Hilfeleistung. Offiziere werden an Bord kommen und überprüfen, ob die Kühlwasserpumpe repariert worden ist. Erst dann bekommen wir die Bootspapiere zurück und erhalten eine Clearance zum Auslaufen. Hannes ärgert sich darüber, aber ich finde das gut das die Coastguard die Sportsegler hier an dieser Küste nicht anders behandelt, als ein Handelsschiff. Zum Abendessen werfen wir alles auf die Back, was Kühlschrank und Proviantkisten hergeben. Mit diversen Dosen Bier und 4 Flaschen Rotwein feiern wir die schnelle, erfolgreiche Überfahrt (800 sm in vier Tagen) und fallen müde und zufrieden in die Kojen.

Überfahrt Azoren - Porto

Überfahrt Azoren – Porto

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