Small World

Auf dem Catwalk mit Bleck nach achtern

Auf dem Catwalk mit Bleck nach achtern

Obwohl ich gestern schon um halb zehn in der Koje war, wache ich heute morgen erst wieder kurz vor halb acht auf. Naja, bin ja auch im Urlaub. Den Toast gibt es heute mit Spiegelei, liebevoll dekoriert mit einer Gurkenscheibe, etwas Tomate und Petersilie. Kurzzeitig ist die Sonne herausgekommen und ich nutze den Moment, zu einem Rundgang mit der Kamera über das Schiff. Auf „MarineTraffic“ kann ich die SEATURBOT ein paar Meilen steuerbord voraus sehen. Ein Produktentanker, 177 m x 28 m, 32.000 tdw, bei Lindenau in Kiel gebaut, für den ich vor langer Zeit Stabilität und Leckstabilität berechnet habe. Vielleicht kommen wir ja so dicht vorbei, dass ich ein Foto machen kann? Auf der Brücke begrüßt mich Johan mit den Worten: „Small world today“. Inzwischen ist die Sonne im Nebel verschwunden, die Bugspitze kann man noch sehen, aber das Wasser auf dem wir fahren schon nicht mehr. Sicht Null. Schade, nix mit Photos vom SEATURBOT. Im Laufe des Vormittags passieren wir unter anderem die SECHELLES PROGRESS, 185 m x 28 m, 37.500 tdw, eine verlängerte Schwester der SEATURBOT, und ein paar Meilen achteraus folgt ihr die SEAMARLIN, ein Produktentanker mit 188 m x 32 m, 40.500 tdw, an dessen Entwurf ich bei Lindenau mitgearbeitet habe. Schick, dass ich hier so viele von „meinen“ Schiffen treffe, nur schade dass ich bisher keines von ihnen gesehen habe.

Die Sonne lässt sich nur kurz sehen...

Die Sonne lässt sich nur kurz sehen…

Mittags gibt es Frikadellen mit Kartoffeln, Gemüse und Krautsalat, mmmh, lecker. Da nehme ich mir auch noch einmal nach, das Essen ist hier echt ein Highlight. Nachmittags wird die Sicht etwas besser, dafür fängt es an zu regnen. Mit den anderen beiden Passagieren sitze ich in der geschlossenen Brückennock und wir klönen eine Weile über Urlaube, Skandinavien und Kinder. Der Kapitän betätigt sich während dessen als Elektriker und zieht neue Kabel in das Brückenpult ein.

Nachmittags nehme ich mir meinen ersten Krimi vor. „Eisnattern“ von Simone Buchholz. Ein milieustarker Sankt Pauli Krimi mit der charismatischen und eigenbrötlerischen Staatsanwältin Chastity  Riley. Der macht mir richtig Spaß, wie immer, wenn ich in eine für mich völlig neue Welt eintauchen kann und die Personen liebevoll charakterisiert worden sind.

Zum Abendessen gibt es Putengeschnetzeltes mit Banane und Cashew Kernen, dazu Reis, auch wieder oberlecker. Langsam wird es wieder dunkel, der Regen geht in Graupelschauer über und Schnee klebt an den Frontfenstern der Messe. In einer Stunde werden wir Visby passieren, und ich werde mich noch etwas den Fotos vom vergangenen Jahr widmen, aus denen ich ein Photobuch machen will.

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