Am ersten Juli Wochenende habe ich endlich wieder Zeit ein ganzes Wochenende zu Segeln. Am Freitagabend schnell noch an die Ostsee geflüchtet, um der brütend heißen Stadt zu entkommen. An Bord checke ich auf MarineTraffic die AIS-Position der ALAYA von Marina und Uwe, die wollten doch ab heute in den Urlaub? Genau, sind gerade aus Neustadt ausgelaufen. Sonntagmorgen wollen sie in Marstal sein. Für den Sonntag ist zwar Flaute vorhergesagt, aber dann können wir uns doch für den Samstagabend verabreden, ein Glas Wein zusammen trinken und Sonntagmorgen gemütlich frühstücken? Wir verabreden uns, vor der Ansteuerung von Marstal zu ankern.
Samstagmorgen ist erstmal noch kaum Wind, aber bald setzt sich der versprochene Ostwind durch und ich kann Marstal gut anliegen. Es ist so warm, dass man nur in Badehose segeln kann, wow! Bis kurz vor Ärö hält der Wind, dann schläft er ein, kommt aber nach kurzer Zeit aus NNE wieder. Die restliche neun Meilen werden eine schöne Kreuz, auf der ich mich mit einer gleich großen Hanse messe. Sie läuft etwas mehr Höhe, dafür ist die SNAEDIS schneller und langsam lassen wir die Hanse hinter uns. Abends fällt vor Storeholm der Anker, vor mir die kleine Insel mit türkisfarbenem Wasser davor. Pures Karibik-Feeling!
Um halb zehn ist die ALAYA da und legt sich ein kleines Stück seewärts neben mich. Wie schön, dass unser Date geklappt hat, wir haben uns so lange nicht gesehen. Marina und Uwe kommen mit dem Pustedinghi herüber und wir sitzen gerade mit einem Glas Rotwein gemütlich im Cockpit, da fängt es plötzlich an aus SW zu pfeifen. Sofort ist alles voller weißer Schaumkronen um uns herum. „Ich möchte jetzt lieber wieder zurück auf unser Boot“, verabschiedet sich Uwe und die Beiden kommen mit Muskelkraft kaum gegen den starken Wind an. Ja, tschüß… War ein netter Abend… Das reinste Speed-Dating… Aber ich hätte das genauso gemacht – schnell zurück an Bord, auf das eigene Boot.
Nach 20 Minuten ist der Spuk vorbei. Was wird das noch werden heute Nacht? Gerade hatte Kiel Radio eine Securité Meldung durchgegeben, „Für die Kieler Bucht Gefahr von Gewitterböen der Stärke 9 aus SW“. Kommt da etwa noch mehr? Bedrohlich zucken Blitze über den südlichen Himmel und das Donnergrollen hört man auch schon eine Weile. Aber das Gewitter scheint nicht näher zu kommen. Der Wind kann sich nicht so recht entscheiden, wo er denn nun herkommen möchte. Bei SW liegen wir hier ja reichlich blöd, Storeholm bietet Schutz gegen NE Wind. Ich lege mich in die Koje und lese meinen Krimi weiter. Das Vorluk über mir lasse ich sicherheitshalber offen. Wenn doch noch das Gewitter kommt, wird der Regen und der Wind mich aufscheuchen. Zweimal gehe ich noch an Deck, kontrolliere den Anker und den SW-lichen Horizont, aber es bleibt ruhig und irgendwann schlafe ich ein.
Am nächsten Morgen ist alles wieder ruhig. Marina und Uwe fahren ein opulentes Frühstück auf, alles was der Kühlschrank hergibt, zwei Eier für jeden, und wir haben doch noch Zeit gemütlich zu klönen. Seit Anfang des Jahres wohnen die Beiden an Bord, haben die ALAYA von einem Holländischen Ehepaar gekauft, das auch schon lange an Bord gelebt hat. Langsam setzt sich Nordwestwind durch. Cool, vielleicht kann ich ja doch bis nach Hause Segeln? Um 10 Uhr trennen sich SNAEDIS und ALAYA’s Wege. Marina und Uwe wollen heute nach Marstal. „Gute Reise und einen schönen Urlaub!“ Unter Groß und Gennacker läuft SNAEDIS bis zu 7 kn, aber nur für eine gute halbe Stunde lang. Dann ist der Wind wie ausgeknipst weg. Es wird diesig, und es bleibt den ganzen restlichen Tag über flau, sodaß ich fast den ganzen Weg zurück nach Strande motoren muß. Naja, der Motor freut sich, mal länger als 5 Minuten laufen zu dürfen.




