Endlich Sommer

Himmelfahrt, 5. Mai

"Mytilus" querab

„Mytilus“ querab

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ist es noch kalt, morgens erst den Heizlüfter an, dann aus der Penntüte auspellen. Das Nutella ist zu Stein erstarrt. Ein strahlend blauer Himmel erwartet uns. Wind: keiner, wie angesagt. Ganz gemütlich frühstücken, beim Hafenmeister abmelden, kurzen Schnack mit unserem Takelmeister, dann SNAEDIS klar machen. Halb zehn Uhr auslaufen, Großsegel hoch, unter Motor bis kurz hinter Bülk, dann fängt an sich das Wasser zu riffeln. E 1-2, Gennaker hoch und Kurs auf die Windmühlen zwischen Damp und der Schlei. Erst 3 kn, dann 4 kn, schließlich 5-6 kn. Aus der Schlei laufen bestimmt zwei Dutzend Traditionssegler aus – Start der Heringsregatta von Kappeln nach Sonderburg, die Zubringerregatta zur Rumregatta in Flensburg, werde ich auf facebook aufgeklärt. Die „Mytilus“ von den segelnden Pfadfindern ist auch dabei, das wird meine Mädels freuen. Als wir in Richtung Sonderburg abfallen, kratzt SNAEDIS an der sieben Knoten Marke. Mal wieder schnell unterwegs heute. Ein herrlicher, sommerlicher Segeltag, blauer Himmel, Sonnenbrille, nicht eingecremt…

2016.05.05-02

Sonderburg Yachthafen

Im Hafen baue ich nochmal das Großsegel ab. Das ist in diesem Jahr neu und hat kein loses Unterliek, wie das vorherige. War mir beim Anschlagen gar nicht aufgefallen, auch nicht beim ersten Segeln, erst heute. Der Kocher spackt rum und spuckt Feuer. Ich bin müde nach soviel frischer Luft und Sonne und genieße die Abendsonne im Cockpit. Die Nudeln mit Putenstreifen in Currysauce sind sehr magenfreundlich geworden, ich habe noch kein Salz an Bord. Abends schallt Party-Musik durch den Hafen, Kinder-Gelächter, wieder unterwegs, Urlaub.

Freitag, 6. Mai

Heute habe ich im Vorschiff geschlafen, da war es nicht so kalt. Morgens Kopfschmerzen, trotz des orthopädischen Kopfkissens von zu Hause. Wohl zu viel Sonne gestern. Kaffee, Müsli, Kluftinger. Ich habe noch einen Krimi aus dem Allgäu dabei. Ich mag diesen eckigen Kommissar, in vielen Situationen ist er im zwischenmenschlichen Bereich so unbeholfen wie ich. Zwanzig nach neun Uhr bin ich schon wieder unterwegs. Wind ESE 4, Kreuz in Richtung Gammel Pøl, wir lassen eine große Bavaria stehen und überholen eine größere Sweden Yachts. Mit einem Schrick rüber nach Ærø, der Wind dreht kurz auf ENE, dann auf E zurück. Leuchtturm Skjoldnæs in der Sonne, das ist wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Zuletzt war ich mit Mara hier.

Sonnenuntergang in Ærøskøbing

Sonnenuntergang in Ærøskøbing

In Ærøskøbing bekomme ich noch einen Platz an der Außenmole direkt gegen den Wind. Das macht für mich einhand das An- und Ablegen einfacher. Die letzten 1,5 m der SNAEDIS ragen allerdings achtern aus der Box heraus. Aber es ist ja noch nicht so viel Betrieb im Hafen. An Land ist es deutlich wärmer als auf dem Wasser. Gegen zu viel Hitze hilft das erste Eis der Saison, eine Kugel „Kaltschale mit Makrone“ und eine Kugel „Ærø Spezial“ – lecker. Eine blonde, braungebrannte junge Dänin kassiert das Hafengeld – Sommer Feeling. Oder bin ich doch schon in Schweden? Meine Portionen muss ich noch der aktuellen Crew-Stärke anpassen, 500 g Nudeln ergeben NICHT zwei Portionen…

Samstag, 7. Mai

Die weit sichtbaren Kräne von Marstal

Die weit sichtbaren Kräne von Marstal

Heute wache ich erst zwanzig nach acht Uhr auf, ungewöhnlich für mich. Wieder einen dicken Schädel. Von zwei Bier??? Kaufe Brötchen und ein paar Bananen. Kaffee, Frühstück, Auslaufen kurz nach elf Uhr. Wieder Bomben-Wetter, Wind SE 4-5, später 5. Heute geht es durch den Svendborg Sund in Richtung Marstal. Der Svendborg Sund ist einfach zu schön. Marstal ist schon ziemlich voll, erst am letzten Steg finde ich eine passende Lücke. Bei dem kräftigen Seitenwind helfen die Nachbarn beim Einparken. Kleiner Spaziergang durch den Hafen. Imbiss und Eisladen haben noch keine Saison, schade. Heute Abend Reste essen, aber ohne Bier. Nach dem Abendessen schlafe ich bei meiner Lektüre „Neue Reisen der Vagant“ schon wieder ein. Ist Segeln denn wirklich so anstrengend?

Sonntag, 8. Mai

Ansteuerung Marstal, Kurs 205°

Ansteuerung Marstal, Kurs 205°

Viertel nach sechs Uhr wach, aber ohne Kopfschmerzen. Da bin ich doch erleichtert. Den Ableger fahre mit Vorleine auf Slip, über die Gennaker-Rolle bis ins Cockpit geführt. Zusammen mit der Achterleine auf der „Mittelklampe“ (die Fallwinsch am Niedergang) habe ich die SNAEDIS bei dem Seitenwind gut unter Kontrolle. Vor dem Hafen Großsegel hoch, in der Rinne der Wind direkt von vorne. An der letzten grünen Tonne abfallen nach Kiel. Direkt achteraus winken mir Wolfgang Lehrum und Frau zu, die Voreigner der SNAEDIS, mit ihrer Dufour 34. Ob sie schneller sind? Bis Kiel Leuchtturm haben sie mir bestimmt eine halbe Meile abgenommen…

Mittags legt der Wind wie angesagt noch etwas zu, bestimmt auch Thermik dabei. Antje und Stefan mit dem SCHRAT kommen mir entgegen und ich kann ein paar schöne Schnappschüsse im Gegenlicht mit dem Handy machen. Vor Bülk segeln 420er und 470er Regatta, ich kann mich aber ganz gut an allen vorbei schlängeln. In Strande im Hafen ist wieder Sommer. Aufklaren, einen Kaffee im Cockpit, Sachen packen. Ulf und Heiner mit der EARL GREY kommen an und laden zum Kuchen ein, beide haben heute Geburtstag. Zum Abschluss des ersten Sommer Wochenendes gibt es im Clubheim des KYC für mich noch einen Burger mit Pommes, dann geht’s zurück nach Hause.

(c) Wolfgang Lehrum

(c) Wolfgang Lehrum

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