Ist das ein Luxus!

Abends in Son

Abends in Son

Montagmorgen um kurz nach 7 Uhr ist Ina da, noch etwas fertig von der Nacht im Bus. Erstmal ankommen. Einen Kaffee. Aber dann sofort unternehmungslustig, „Wollen wir gleich los?“. Abmelden beim Hafenmeister, der Wassertank ist voll. Der Wind ist etwas zaghaft heute. Wenn wir schnell sind, laufen wir 3 kn. Erstmal nehmen wir Kurs auf Saetre, direkt am Hafen steht ein Supermarkt, dort wollen wir unsere Vorräte ergänzen. Auf dem Weg dorthin kommt uns ein Norweger unter Motor entgegen. In seiner Bugwelle spielt ein Delfin, der ein paarmal im hohen Bogen aus dem Wasser springt. Wahnsinn! Die letzten drei Meilen bis Saetre motoren wir. Brot, Paprika, Wurst, Käse, Salat und Eier wandern in den Kühlschrank. Nach einer Stunde geht’s weiter. Inzwischen ist wieder etwas Wind, aber hinter der nächsten Ecke ist er schon wieder verschwunden. Durch das Gate bei Dröbak muss der Motor helfen und auch die neun Meilen bis Son motoren wir. Neben einer Bavaria finden wir noch einen Platz, ansonsten ist der Hafen schon ziemlich voll. Anscheinend ein beliebtes Plätzchen mit vielen Restaurants an der Promenade am Hafen, die Gäste sitzen draußen auf der Terrasse und genießen den Sommer. Die Sanitärräume nicht so sauber, wie man sich das bei den Liegegebühren wünschen würde. Ina und ich lesen uns abwechselnd aus „Leuchtturmgeschichten“ vor, aber ich schlafe dauernd ein, wenn Ina liest. Gute Nacht!

In der "Nördre Bukta" auf Sandö

In der „Nördre Bukta“ auf „Sandö“

Der Hafen ist ruhig, wir schlafen bis kurz nach 8 Uhr aus. Langsam kommt etwas Wind auf. Der Wetterbericht hat 3 Bft., maximal 3-4 Bft. angesagt, dann nehmen wir auch heute die große Genua. Wir kreuzen aus dem Oslofjord hinaus, vor uns blauer Himmel mit Wolken, hinter uns grau bis dunkelgrau mit Regenschauern. Vorbei an Moss und Horten, immer einen bangen Blick nach achtern. Wie entwickelt sich das Wetter? Und wo wollen wir hin? Nördlich Tjöme in die Schären verkriechen? Oder noch den Wind ausnutzen und weiter, zum Beispiel bis Sandefjord? Der Oslofjord wird immer breiter und etwas Seegang baut sich auf. Vor uns immer noch gutes Wetter, hinter uns das graue Nichts, das anscheinend immer näher kommt. „Das zieht hinter uns durch!“, rufen wir dem Wetter zu. Der Wind dreht langsam von SSE auf SSW. Sandefjord wird zu spät. An der Nordseite der Schäre Sandö gibt es eine tolle Bucht, da wollen wir Ankern. Und falls es dort schon voll sein sollte, gleich nebenan ist der kleine Hafen Krukehavn. Zwischen zwei anderen Booten finden wir ganz links außen noch einen guten Platz. Zum Sonnenuntergang mit dem Pustedinghi einen Ausflug an Land. Haben wir ein Glück mit dem Wetter gehabt heute!

Geheimtip "Saltneven"

Geheimtip „Saltneven“

Am Mittwochmorgen zuerst eine Runde Schwimmen. Gemütliches Frühstück, um 10 Uhr Anker auf. Wir haben leichten Wind aus SSE, der den ganzen Tag durchsteht. Die anfängliche Bewölkung löst sich bald auf und mit 6 kn segeln wir an den Einfahrten nach Sandefjord, Larvik und Porsgrunn vorbei. Bikini Wetter! Wir lassen „Chantal“ steuern und lesen uns aus dem Küstenkrimi „Mord unter Segeln“ vor. Als wir Jomfruland passiert haben segeln wir in die Schären hinein in Richtung Kragerö. Im Havneguiden hat Ina einen winzig kleinen Hafen gefunden, Saltneven, da wollen wir hin. Ob die Brücken wohl voll sind? Als wir um die Insel biegen, ist noch kein einziger Mast zu sehen. Zwischen den Felsen hindurch, mit einem Bogen um die flachen Stellen legen wir am Mittelponton in einem kleinen Paradies an. Nur zwei andere Segler und ein paar Motorboote haben den Weg hierher gefunden. Eine Norwegische Familie begrüßt uns freundlich und bietet uns an, an den Tischen Platz für uns zu machen. Dusche und Toilette finden wir auf der anderen Seite der Schäre im Vereinsheim. Als das Bot versorgt ist, Badehose an und ab ins Wasser! Abends Picknick auf einer Holzbank auf dem Felsen gegenüber dem Boot und zum Sonnenuntergang einen Tee auf den Felsen vor dem Vereinsheim. Wirklich ein Geheimtipp!

"Bow to Rock Face"

„Bow to Rock Face“

Am Donnerstag erwartet uns wieder blauer Himmel. Wind noch etwas weniger als gestern. Raumschot segeln wir weiter in Richtung Risör. Risör hat so einen klangvollen Namen, das möchten wir uns mal ansehen. Wunderbar die Einfahrt in die Schären am Leuchtturm Grönholmskjaer vorbei.  Weil wir keinen vernünftigen Platz finden, gehen wir ganz innen im Hafen an der RS RISÖR (einem klassischen Colin Archer Seenotkreuzer) längsseits. Wir schlendern durch den Hafen, ergänzen unsere Vorräte im Kolonialladen und essen einen Norwegischen Dürüm Döner zum Mittag. Die ganze Atmosphäre in Risör gefällt uns nicht. Zu unruhig, zu touristisch, zu viele Motorboote die ohne Unterlasse durch den Hafen fahren. Nach zwei Stunden laufen wir wieder aus und motoren um die Ecke in den Sandnesfjord. In einer kleinen Bucht an der Südseite von Saltbuholmen legen wir uns vor Heckanker mit dem Bug an einen Steg neben drei Norwegische Motorboote, die uns freundlich herangewunken haben.  Ein Anlegebier auf den Felsen über uns, die Mastspitze fast in Augenhöhe. Auf einer Wolldecke, im grasbewachsenen Tal zwischen den Felsen liegend, lesen wir uns weiter aus dem Küstenkrimi vor. Abends ziehen dunkle Wolken auf, aber es bleibt trocken. Am Lagerfeuer unterhalten wir uns über Liebe und Freundschaften und vernichten dabei den „Rest“ unserer Flasche Akquavit.

Wir Segeln in den Bergen

Wir Segeln in den Bergen

Am Freitagmorgen regnet es, wie angesagt. „I am swiming in the rain“, singt Ina im Wasser. Die Regentropfen springen von der Wasseroberfläche wieder hoch und hinterlassen münzgroße, halbkugelförmige Luftblasen an der Oberfläche. Ein skuriles Bild. Nach einem ersten Kaffee noch einmal in die Koje, Körper und Kreislauf fordern noch etwas Schlaf. Ina freut sich, „Ist das ein Luxus!“ und kriecht dankbar zurück in den Schlafsack. Mittags wird Ina wieder wach, die Sonne scheint und inzwischen ist auch etwas Wind da. Um 14 Uhr Anker auf. Langsam segeln wir weiter durch Lyngörfjord und Hagefjord. Hinter den Inseln ist teils gar kein Wind mehr. Um 18:30 Uhr biegen wir rechts ab in den Kilsund. Es ist zuerst schwierig, dort einen Liegeplatz zu bekommen. Die im Havneguiden beschriebene Gästebrücke gehört zu einem Restaurant und zur Tankstelle und Übernachten ist dort nicht erlaubt. Etwas außerhalb legen wir uns an eine Betonpier, allerdings ohne Strom und Wasser. Ein älterer Norweger Typ „Big Boss“ bietet uns an, mit dem Pächter der Tankstelle zu sprechen. Alles klar, um 22 Uhr könen wir dorthin verholen, bekommen dort auch Strom und Wasser. Das ist ja prima!

Allmählich wäre ein Dusche prima!

Allmählich wäre ein Dusche prima!

Als wir an die Tanke verholt haben, kommt der Schwager des Pächters angeschossen um uns darauf hinzuweisen, dass man hier nicht liegen kann. Als er hört, dass wir bis 9 Uhr morgens wieder weg sind wird er viel freundlicher und lädt uns auf einen Drink ein. Nachts Regen, morgens Niesel, kein Wind. Was tun? Wir motoren nach Arendal und leisten uns einen Tag Urlaub vom Segeln. Nach einem zweiten Frühstück im Café Victor mit Lifemusik will Ina etwas arbeiten und ich werde den Blog auf den neusten Stand bringen.

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