HR Tag 2: Ålesund und „Aksla“

Vormittags kommt die Sonne heraus

Um 5:30 Uhr bin ich kurz wach. Oh, dann sind wir schon in Florø gewesen. Habe ich nichts mitbekommen von dem Anlegemanöver. Um 07:30 bin ich das nächste mal wach. Später, beim Blick auf den Routenplan sehe ich, dass wir zu dieser Uhrzeit gerade von Måløy abgelegt haben. Soso, auch nichts mitbekommen. Schaue aus dem Fenster. Im Moment sind wir dicht unter Landschutz, aber die Insel ist gleich zu Ende. Schnell geduscht, angezogen und zum Frühstück. Als ich im Speisesaal ankomme, sind wir aus dem Landschutz heraus und man muss zum Buffet schon recht breitbeinig gehen. Den Kaffee schenkt man besser auch nicht ganz voll. Eine Gäste giggeln, als das Geschirr anfängt, über den Tisch zu rutschen. Na ja, in zwei Stunden sind wir wieder unter Landschutz.

NORDKAPP in Ålesund

Nach dem Frühstück einmal die Nase in den Wind halten. Inzwischen hat der Regen aufgehört und die Sonne ist herausgekommen. Ein bisschen wie in den Schwedischen Schären, nur die Felsen sind ein paar Nummern größer. Auf den höheren Bergen liegt Schnee. Überall werden die Fotoapparate gezückt. Insbesondere vorne auf Deck 5, vor dem Aufbau mit ungestörten Blick nach vorne, ist es voll, trotz des kalten Windes. Beim anlegen in Torvik (gegenüber von Ulsteinvik) bekommt man einen Eindruck, warum die Schiffe bei Schlechtwetter auch mal einen oder mehrere Anlegerstellen auslassen. Der Kapitän muss ganz schön im zickzack an die Pier heranfahren und dann das Schiff auf dem Teller drehend längsseits heranzirkeln.

Blick vom „Aksla“ auf die Stadt

Um 11 Uhr Sekt-Empfang für die Reisegruppe „Nordlicht & Sterne“, um 11:30 Uhr ein schnellen Mittags-Snack, um 12 Uhr sind wir in Ålesund fest. Ein Stadtplan liegt in der Rezeption aus. Wohin? Einmal auf den „Aksla“ hinauf, einen der Hausberge von Ålesund. 418 Stufen geht es hinauf, die Aussicht soll toll sein. Bevor ich an der Treppe bin, geht es auch schon ein paar Straßen steil bergauf. Da kommt die Stufe 47… Erst 47??? Na, dann mal langsam mit den jungen Pferden… Tatsächlich hat man von dort oben einen wunderbaren Blick über den Hafen und die Altstadt. Inzwischen hat es sich wieder zugezogen, aber trotzdem. Danach bummele ich durch den Hafen. Lotse, Rettungskreuzer, ein abgedeckter bildschöner Colin Archer, und sogar ein paar Segelyachten liegen im Hafen. Eines scheint sogar bewohnt zu sein, ein Mann mit Kamera steht im Niedergang. „Hi, do you speak English“? – „francais“ – Mmmh, anscheinend nicht, das muss als Erklärung wohl ausreichen…

Da bin ich hochgegangen???

Auf dem Rückweg zum Hurtigruten Terminal habe ich noch Zeit und schaue bei „VARD Design“ vorbei. Für VARD bzw. für Hapag-Lloyd Cruises haben wir gerade eine Formoptimierung gemacht und ich habe mich lose mit Karl Randle verabredet, den ich auch noch aus HSVA Zeiten kenne. Er ist ziemlich „busy“ mit einem neuen Projekt, aber für einen Kaffee und einen kurzen Klönschnack reicht die Zeit. Ein schönes neues Bürogebäude hat VARD direkt am Hafen, sehr modern. „Nicht ganz unumstritten“, verrät Karl mir. Wir tauschen uns kurz über das Hapag-Lloyd Projekt aus und über mögliche weitere Projekte. Karl ist neugierig, was wir in Bezug auf Forschungsschiffe machen können. „Bubble-Sweep-Down“, „Silent Class Notation“, ja, da ergeben sich vielleicht Opportunities in der Zukunft.

Auch Teddy hat eine Schwimmweste…

Nach dem Ablegen haben wir unseren ersten Vortrag über „Nordlicht“. Was ist das eigentlich? Was hat man sich früher vorgestellt? Und wie ist man im Laufe der Jahrhunderte darauf gekommen, was da alles eine Rolle spielt? Sonnenflecken, Korona-Löcher, Sonnenwind, Magnetfeld der Erde, Polarlicht-Oval. Interessant, teils bekannt, teils etwas gelernt. Im zweiten Teil des Vortrags hören wir etwas über die empfohlenen Kameraeinstellungen. Mal sehen, wie das irdische Wetter in den nächsten Tagen wird, denn durch Wolken hindurch kann man nichts sehen, auch wenn alle anderen Bedingungen perfekt sein mögen.

Blick über den alten Teil des Hafens

Zum Abendessen gibt es kein Buffet und auch keine freie Tischwahl. Die ganze Reise sitze ich abends an Tisch 58 und es gibt jeden Abend ein Drei-Gänge-Menü. Mit mir sitzen am Tisch eine Familie aus Sachsen – die Tochter Medizinstudenten, ein Pärchen aus Salzburg und ein bärtiger, sehr schweigsamer älterer Herr vom Typ Kirk Douglas. Kurz vor dem Ablegen laufen die Motoren bereits und die Propeller machen in Nullschubstellung einen Höllenlärm unter uns. „Kavitation“, erklärt Kirk Douglas den Salzburgern. Dann schätze ich mal ein ehemaliger Nautiker? Genau, er ist lange bei der Reederei Briese aus Leer als Kapitän auf Schwergutschiffen gefahren, war nach seiner Pension neun Jahre „abstinent“ und ist jetzt das erste mal wieder auf einem Schiff.

Spätabends in Kristiansund

Als Vorspeise gibt es „Gran Reserva“ Klippfisch auf Salat. Der Parma Schinken Norwegens, wird er auf der Menükarte beschrieben. Das hört sich ja spannend an. Der Hauptgang etwas fleischlastig, mit Kartoffeln und leckeren Gemüse. Als Nachtisch gedünstete Apfelstückchen mit Sahne oder einer hellen Creme. Alles lecker! Und nicht so fürchterlich viel, als wenn man (ich) sich selbst vom Buffet bedient. Abends, etwas verspätet, ganz kurzer Stop in Kristiansund. Es schneit. Im Dunkeln will ich gerne einmal meine Kameraeinstellungen für Nachtaufnahmen ausprobieren. Schnell einmal an Land. „Five to seven minutes!“, ermahnt mich der Offizier an der Gangway. Das schaffe ich locker!

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