HR Tag 7: Weiter geht’s nicht

Kirkenes, nächster Hafen Murmansk

Morgens um 9 Uhr legen wir in Kirkenes an. Ich habe den Ausflug zum „Snow Hotel“ gebucht. Die vielsprachige Reiseleiterin erzählt uns etwas über Kirkenes, 3.500 Einwohner, davon 10% Russen. Die Menschen hier fühlen sich nicht unbedingt zu Norwegen zugehörig oder der Regierung in Oslo verpflichtet. Die Grenze nach Russland ist hier sehr durchlässig. Die Russen kommen auf die Norwegische Seite um Dinge einzukaufen, die es bei ihnen nicht oder nur in viel schlechterer Qualität gibt. Die Norweger fahren nach Russland, um dort das viel billigere Benzin oder Diesel zu tanken. Die Menschen hier oben haben ein permanentes Visum, um die Grenze überqueren zu können. Früher hat man vom Erzbergbau gelebt, heute ist es der Tourismus. Die Förderung des Erzes ist nicht mehr rentabel.

Ein ganz Süßer

Mit zwei Bussen fahren wir zum „Snow Hotel“. Wir sehen dort drei Rentiere und jede Menge Schlittenhunde, mit denen auch Fahrten angeboten werden. Das „Snow Hotel“ wird jeden Winter neu aufgebaut, im Sommer ist es zu warm hier und es schmilzt wieder weg. In dieser Saison hat das Hotel knapp 30 Zimmer, mit 2er, 3er, 4er, 5er und 6er Betten. Mützen, Socken und Polarschlafsäcke bekommt man vom Hotel gestellt. Jedes Zimmer ist individuell mit arktischen Motiven gestaltet, in diesem Jahr von Chinesischen Künstlern, wenn ich es richtig verstanden habe. Auch die Rezeption ist aus Eis gebaut, mit durchsichtigen Stühlen und mit durchsichtigem Tresen mit eisglitzernden Skulpturen.

Ausflug mit den Hundeschlitten

Heute gibt es mal wieder einen Vortrag von unseren Astronomen an Bord, „Auf der Suche nach der zweiten Erde“. Bis vor etwa 15 Jahren wusste man nicht, ob Planeten, wie es sie in unserem Sonnensystem gibt, einmalig sind, oder ob auch andere Sonnen ein Planetensystem besitzen. Zuallererst, was man heute durch Beobachtungen weiß, unsere Galaxie (die „Milchstraße“) besteht aus 100-300 Millionen Sonnen. Und außerhalb der Milchstraße gibt es viele viele weitere Galaxien (50 Milliarden Galaxien, wenn ich die Zahl richtig erinnere). Das heißt, in dem uns bekannten Universum gibt es rund 10.000.000.000.000.000.000 Sonnen (10 Trilliarden Sonnen).

Empfang im „Snow Hotel“

Sollte unsere Sonne wirklich der einzige Stern sein, den Planeten umkreisen? Sehr sehr unwahrscheinlich. Seit etwas 15 Jahren ist es den Astronomen gelungen, die Existenz von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems nachzuweisen. Der am wenigsten weit entfernte Planet befindet sich schon im System „Alpha Centauri“, nur vier Lichtjahre von der Sonne entfernt, und der Planet kreist um den zweiten Stern „Alpha Centauri B“ des Doppelsternsystems. Fast 3.500 Planeten hat man bis heute entdeck, eine ganze Reihe davon in der „habitablen“ Zone ihrer Sonnen, d.h. die Temperaturen auf der Planetenoberfläche sollten so moderat sein, dass dort Leben entstehen könnte. Sehr spannend, was man täglich Neues entdeckt im Weltall!

Schnee-Skulptur aus einem der Zimmer

Nachmittags laufen wir wieder aus. Auf dem Weg nach Süden werden wir jetzt alle Häfen, die wir auf dem Hinweg im Dunkeln angelaufen sind, auf dem Rückweg im Hellen sehen. Die Überfahrt nach Vardø und weiter über Båtsfjord und Berlevåg ist wieder etwas holprig. Beim Abendessen bleiben einige Plätze leer. Wenn die NORDKAPP im Seegang überholt ändert sich das Geräusch der Propeller. Ob die Luft saugen? Oder ist das schon Kavitation? Das kann ich mir nicht vorstellen, dann hätte Hurtigruten ein ziemliches Problem. Nichtsdestotrotz, im Stand rappelt es ganz schön achtern im Restaurant und wenn der Propeller achteraus geht, hüpft der Kaffee aus der Tasse.

…und aus einem anderen Zimmer

Nach dem Abendessen wieder „Nordlichtalarm“. Das Nordlicht ist etwas stärker als vorgestern, und auch die Wolkenlücken sind größer. Mit etwa 20 Sekunden Belichtungszeit fehlt mir jetzt ein Stativ, aber auch die Polarlichtjäger mit Stativ haben Probleme mit den Schiffsbewegungen im relativ unruhigen Seegang. Unser Profi Alex macht gleichzeitig Zeitrafferaufnahmen als Film (Kamera mit Schraubzwinge an der Reling befestigt), und Fotos vom Stativ aus, die er auf seiner Homepage online stellen wird. Obwohl das Nordlicht heute stärker und länger zu sehen ist, kein Vergleich zur Arktis-Reise mit der FREYDIS vor 30 Jahren. Ich habe das Nordlicht viel kräftiger in Erinnerung, als wir es hier bis jetzt gesehen haben. Abwarten…

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