AAR Crewanforderungen

ARC2002, Ankunft in der Karibik

Auf meinen letzten Post gab es auf Facebook zwei Kommentare bezüglich der Anforderungen an die Crews der Atlantik-Reise. Ein Facebook-Freund, den ich nicht näher kenne, kommentierte, „Schade, dass über die normalen Führerschein-Kenntnisse herausgehende Qualifikationen gefordert werden“ (der Kommentar ist inzwischen gelöscht worden, aber sinngemäß, glaube ich, war er so) und ein Kommentar von Susanne von der SY „Zora“ bzw. SY „Sieben“, „Ich finde schon, dass man mehr können sollte, als bei den Prüfungen zum amtlichen Schein (SBF See, SKS) gefordert wird.“

Wie waren die Anforderungen für diese Reise?

Für den Atlantik und die Biskaya (Kategorie 1) für den Skipper: SHS bzw. C-Schein und für die beiden Wachführer: SSS bzw. BK-Schein. Für alle anderen Etappen (Nordsee, Englischer Kanal, Europäische Atlantikküste, Karibik, Antillen, US-Küste – Kategorie 2) für den Skipper und die beiden Wachführer: SSS bzw. BK-Schein. Zusätzlich den Sportbootführerschein und je nach Fahrtgebiet ein SRC/LRC Zertifikat. In der Crew zwei Personen mit Sani-Ausbildung (oder Arzt); ferner Skipper, Wachführer und 30% der Crew mit ISAF-Zertifikat.

Von den Skippern und Wachführern erwartet der Verein, dass sie bereits praktische Erfahrung als Skipper/Wachführer auf großen Yachten auf mehrtägigen Offshore Fahrten haben, weiterhin sollen mindestens 1/3-tel der Crew Erfahrung auf mehrtägigen Offshore Fahrten haben. Die Skipper müssen zusätzlich eine „Trimmerlaubnis“ für die „Kuh“ ablegen. Die Crew soll den Anforderungen der Reise in den jeweiligen Fahrtgebieten physisch und psychisch gewachsen sein.

Alle diese Forderungen finde ich gut nachvollziehbar und nicht unbedingt ungewöhnlich. Die Anforderungen gehen eigentlich nicht über die der amtlichen Führerscheine hinaus, jedoch will man eine Crew haben, die etwa zur Hälfte bereits Hochsee-Erfahrung hat. Das macht Sinn und gibt dem Skipper die Sicherheit, dass er das Boot notfalls mit dieser Hälfte der Crew segeln kann.

Einen ISAF-Lehrgang (typischerweise über ein Wochenende) kann ich nur jedem empfehlen, egal ob Segler mit oder ohne amtlichen Führerschein, weil einem dort komprimiert und praxisnah vermittelt wird, was alles bei längeren Fahrten über See wichtig sein kann:

Theoretischer Teil:
• Pflege und Instandhaltung der Sicherheitsausstattung
• Sturmsegel – Anwendung und Handhabung
• Schadenskontrolle und Reparatur
• Schweres Wetter – Vorbereitung und mentale Einstellung
• Person über Bord
• Unterstützung für andere Schiffe
• Unterkühlung
• SAR Organisation und Methoden
• Wettervorhersagen

Praktischer Teil (im Wellenbad Eckernförde bzw. bei der Firma Netlitz in Kiel):
• Rettungsinseln und Rettungswesten, Überlebenstraining See, Abwinschen
• Brandvermeidung und Brandbekämpfung, Fettbrand
• Herz-Kreislauf Wiederbelebung und Erste Hilfe
• Pyrotechnik und EPIRBs
• Leckabwehr

Die Forderung, dass Wachführer und Skipper bereits praktische Erfahrung als Skipper oder als Wachführer auf großen Yachten auf mehrtägigen Offshore Fahrten haben sollen und die Skipper eine „Trimmerlaubnis“ ablegen müssen, finde ich ebenfalls unbedingt für erforderlich. Der Verein legt die Verantwortung für das 16 m Boot und die Crew von bis zu 10 Personen in die Hand von Skipper und Wachführer und muss gewährleisten, dass diese die geplanten Etappen unter allen möglichen Wetterbedingungen pünktlich und vor allen Dingen sicher absegeln können. Und wenn man das Segeln auf 10-12 m Booten gewöhnt ist, sind 16 m definitiv ein sehr großes Boot.

Die Forderung nach der physischen und psychischen Fitness der Crew muss man in Zusammenhang mit der Ausrüstung der „Kuh“ verstehen. Anders als eine gleichgroße private Fahrtenyacht hat die „Kuh“ keine Kuttertakelung, keine Rollvorsegel, keine Lazy-Jacks, keine Ankerwinde (weder mechanisch, noch elektrisch), keine elektrisch betriebenen Fall- oder Schotwinschen, keine Selbststeueranlage, kein Bugstrahlruder. Also nichts, was einem irgendwie die Arbeit erleichtert. Ganz im Gegenteil, die Vorsegel werden im Profilvorstag gefahren, nicht an Stagreitern. Das heißt, wenn ein Vorsegel geborgen wird, muss die Crew auf dem Vorschiff jede Menge Quadratmeter frei fliegendes Segeltuch bändigen – schon bei moderatem Wind eine Aufgabe für viele Hände.

Auf längeren Seestrecken ist es üblich, dass das stehende und laufende Gut regelmäßig überprüft wird. Also, einmal in die Spibaumnock, die Schot auf Schamfilstellen checken, dann in den Masttop, die Fallen und Rollen checken, auf dem Weg nach oben die Wanten und Salingsbeschläge in Augenschein nehmen, auf dem Weg zurück nach unten die Segmente des Profilvorstages prüfen. Auf kurzen Etappen mag es ausreichend sein, dies im Hafen vor der Abfahrt und nach der Ankunft zu tun, aber auf längeren Etappen muss dies auch auf See erledigt werden. Und Schäden bei Schlechtwetter, die die Sicherheit des Schiffes beeinträchtigen? In solchen Situationen muss die Crew eben auch körperlich in der Lage sein, die Reparaturen auf See durchzuführen, auch oben im Mast und auch unter widrigen Bedingungen.

Und sonst noch? Das Steuern nur mit den Segeln bei festgesetztem Ruder? An- und Ablegen unter Segeln? Ja, das ist etwas, was typischerweise nicht in Prüfungen verlangt wird. Leider! Aber meiner Meinung nach sind das Grundfertigkeiten, die jeder Segler auf oder mit seinem Boot beherrschen sollte. Ich finde es wirklich bedenklich, dass es Segler gibt, die sich in Seenot wähnen (oder es tatsächlich auch sind), nur weil ihr Motor nicht funktioniert…

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AAR Planungen abgebrochen

Die KUH beim Start zum Absegeln

„Vorstand, Organisationsteam und Schifferrat des KYC haben am vergangenen Sonnabend gemeinsam die Entscheidung getroffen, die Planungen für die Atlantikreise der ZUKUNFT IV abzubrechen. Seit vielen Monaten hat die Projektgruppe mit viel Zeit und Engagement daran gearbeitet, die Reise möglich zu machen. Letztendlich konnten leider einige Etappen nicht mit den notwendigen Crews besetzt werden, die eine sichere und verlässliche Gesamtreise ermöglicht hätten. Da die Fortsetzung des Projekts ab diesem Zeitpunkt erhebliche Kosten ausgelöst hätte, wurde der Abbruch aus der Abwägung von Sicherheitsinteressen und finanzieller Planbarkeit leider alternativlos.

Allen, die Ihr Interesse für diese Reise signalisiert haben, danken der Club herzlich dafür und bittet um Ihr/Euer Verständnis und Unterstützung für diese Entscheidung. Unser Club wird wie immer auch in 2017 und 2018 erlebnisreiche und schöne andere Reisen mit unseren verschiedenen Schiffen durchführen! Vielleicht ist die Absage der Atlantikreise deshalb für den einen oder anderen der Startpunkt für eine ganz andere Reise. Wir würden uns freuen!“

Was für eine Enttäuschung! Damit hätte ich nie gerechnet, als die Planungen für diese Reise begonnen haben…

Andererseits hatte ich als potentieller Skipper einen Einblick in die Planungen und die Zusammensetzung der gemeldeten Crews und nachdem der Schifferrat auch uns Skippern seine Überlegungen und Anforderungen nach der Skipper-Einweisung erläutert hatte, kann ich die Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt gut nachvollziehen. Für alle Beteiligten bleibt die Frage, was man hätte anders machen können und ob wir im Verein grundsätzlich unsere Ausbildungsziele und Strukturen ändern müssen, wenn wir solche Reisen in Zukunft durchführen wollen.

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AAR Skipper-Einweisung

Die „Kuh“ nach dem Segeln in Düsternbrook

Auf der geplanten Atlantik-Reise werden eine Reihe Skipper mit der „Kuh“ unterwegs sein, die noch nie auf dem Schiff gesegelt sind. Am Freitag, den 12. Mai ist eine Einweisung der neuen Skipper geplant. Drei Yachtschüler sind dabei, um uns die Technik der „Kuh“ zu erklären. Profilvorstag, losnehmbares Kutterstag, Babystag, die Fallwinschem an Deck um den Mast herum, die übrigen Strecker am vorderen Niedergang, die großen Winschen im vorderen Arbeistcockpit, weiter achtern Großschot, Traveller, Backstagen, die Hydraulik für Kicker, Unterliek und Achterstag, das Elektrik- und Motorpaneel am Steuerstand. Danach geht es unter Deck, die Schalttafel und Elektronik am Kartentisch, Seeventile, Tanks, Maschine. Die drei machen das gut, aber das dauert eine Weile und mit elf Skippern unter Deck kann man kaum etwas sehen. Für mich nicht so tragisch, ich werde im Sommer ja noch 14 Tage mit der Jugendabteilung auf der „Kuh“ unterwegs sein, dann habe ich noch Zeit die Innereien und Besonderheiten des Schiffes kennen zu lernen.

Fischbrötchen-Pause in Möltenort

Nun soll es aber auch noch aufs Wasser gehen, denn einer der Skipper-Aspiranten muss heute schon seine „Trimmerlaubnis“ ablegen, da er ab dem nächstem Wochenende den ganzen Sommer auf Reisen sein wird und keine Möglichkeit mehr hat, die Prüfung später zu machen. Wir laufen aus, setzen Segel (G2 und Großsegel) und segeln ein Stück aus der Förde hinaus. Klaus, der Vorsitzende unseres Schifferrates möchte einen Vorsegelwechsel auf die G3 sehen. Mit dem Profilvorstag lassen sich die Vorsegel schön ineinander wechseln. Danach noch ein Reff ins Großsegel. Nach gut einer Stunde und einigen weiteren Manövern zum warm werden segeln wir zurück, um Heiner abzuholen. Heiner ist ebenfalls Mitglied unseres Schifferrates und als langjähriger Schiffer des „Peter von Danzig“ und mit drei Atlantiküberquerungen einer der erfahrensten Segler des KYC und des ASV. Auf einigen seiner Patentfahrten vor der Schifferprüfung auf dem damaligen stählernen und motorlosen „Peter von Danzig“ (heute „Peter von Seestermühe“) war ich 1984 dabei. Zu zweit werden Klaus und Heiner die Prüfung abnehmen. Ablegen in Düsternbrook, einige Mann-über-Bord Manöver, Anlegen unter Motor in Möltenort. Das hat den Schifferrat noch nicht überzeugt. Nochmal Ab- und wieder Anlegen. Kurze Pause mit Fischbrötchen. Ablegen unter Segeln, draußen auf der Förde segeln mit blockiertem Ruder, d.h. Steuern und Manöver nur mit den Segeln. Danach den Spinacker setzen und wieder bergen, mehrere Aufschiesser an einer Fahrwassertonne. Dann geht es zurück auf den Liegeplatz.

Skipper-Einweisung auf der Förde

Seglerisch hat der Aspirant überzeugt, aber was die Führung der 10-köpfigen Crew angeht, damit ist der Schifferrat überhaupt nicht einverstanden. Die anderen Skipper-Aspiranten sehen sich betroffen an. Ob es jedem von uns genauso oder ähnlich ergangen wäre? Die meisten von uns sind ja immer nur mit kleinen Crews unterwegs, als Ehepaar oder Familie. Die wenigsten haben Erfahrung mit Crews von 10-12 Personen. Nachdem der Schifferrat dem Aspiranten mitgeteilt hat, dass er nicht bestanden hat, treffen wir uns im „Store“ der Schulungsgruppe zur Nachbesprechung, auf der Klaus und Heiner noch einmal ihre Erwartungen und Anforderungen erläutern. Wie es denn sonst mit den Anmeldungen und den Qualifikationen der Crews für die 19 Etappen der Atlantik-Reise aussieht, will ich wissen. Bislang habe der Schifferrat nur die Crewlisten von neun Etappen, erklärt Heiner. Viele der Listen seien jedoch unvollständig ausgefüllt, sodass der Schifferrat bislang nur ein „ok“ für zwei der Etappen geben würde. Alle anderen Crews könne man auf Grund fehlender Angaben zu Qualifikationen, Alter und Fitness im Moment gar nicht abschließend beurteilen. Oh…

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Geschwaderfahrt

Freitagabend in Strande – kalt wird es…

Zum 90. Geburtstag der „Schulungsgruppe“ und zu 130 Jahren Kieler Yacht Club haben sich unserer Organisatoren etwas Besonderes für das Ansegeln ausgedacht. Über das lange 1. Mai Wochenende wird eine Geschwaderfahrt Kiel – Marstal – Kappeln – Kiel veranstaltet. Über 30 Boote haben sich angemeldet, über 100 Segler werden erwartet. Ich fahre schon am Freitagabend nach Strande und übernachte an Bord. Noch ganz schön schattig nachts. „Progressiver Gesundheits-Check“, denke ich mir, als ich morgens aus dem Schlafsack krieche. Wenn ich nächste Woche nicht krank bin, ist mit mir alles in Ordnung.

Regen weg, Wind weg

Ich mache mich schon zeitig auf den Weg, noch ist etwas Wind aus SW, der später auf W dreht. Von NW kommt eine Front auf uns zu, bald fängt es an zu regnen. Ich sitze unter dem Sprayhood und muss an einen von Heiners Sprüchen denken, „Ich fahre das Boot heute aus der Koje!“, ja, gute Idee! Nachdem die Front durchgezogen ist, dreht der Wind auf NW über N und weiter nach NE. Ich halte mich auf der rechten Seite und wende, als ich auf dem anderen Bug 340 Grad und später sogar 20 Grad steuern kann. Die Bewölkung reißt wieder auf, die Sonne kommt heraus, aber kurze Zeit später stirbt der Wind. Na ja, bis 7 sm vor die Ansteuerung von Marstal konnte ich immerhin segeln. Gemächlich nehme ich die Segel weg, Motor an, Großsegelpersenning drauf, Festmacher klar legen, Fender an Deck, und bald bin ich in der Marstal-Rinne. Die ersten Clubboote sind schon im Hafen, der ganze Steg 10 ist für uns freigehalten.

Sieht aus wie Sommer

Bedingt durch die Flaute trudeln die Teilnehmer teils mit Verspätung ein. Insbesondere die AEGIR wird dringend erwartet, denn dort ist die Zapfanlage mit drei Fässern Bier an Bord. Um 18 Uhr kann es mit Freibier und Grillen losgehen. Sobald die Sonne verschwunden ist, wird es ordentlich kalt und wir rücken in den Häuschen eng zusammen. Nach dem Essen haben wir die Chance, die KUH („Zukunft IV“) anzusehen, das Boot, mit dem der Club die Atlantik-Reise 2017/2018 machen will. Niklas führt seine Eltern und mich durchs Schiff. Achterkabine (die ursprüngliche Eignerkabine) mit Skipper- und Wachführerkoje, ehemalige Dusche (jetzt Werkzeuglast), Schrank für die Rettungswesten, WC und Waschraum, nach vorne angrenzend die große Pantry, gegenüber das „Kinderzimmer“ mit zwei Kojen, davor der Salon mit großzügiger Sitzecke, das ehemalige zweite WC (jetzt Stauraum für Ölzeug) und die große Navi-Ecke, dann vor dem Mast vier Seekojen und im Vorschiff schließlich die Segellast mit zwei Rohrkojen. Wenn es auf unserer Etappe bei den 8 Mitseglern bleibt, braucht niemand im Salon zu schlafen und auch die Rohrkojen in der Segellast bleiben frei. Das wäre ja echt Luxus.

Abends rücken wir alle gemütlich zusammen

Am Sonntag ist für um 10 Uhr gemeinsames Auslaufen angesagt. Viele wollen schon heute zurück nach Kiel segeln (ich auch), da für den Montag E 6-7 Windstärken angesagt sind. Ich bin mit meiner „kleinen“ Tochter Mara verabredet, wir wollen am Montag ihren Geburtstag (nach)feiern. Mit G3 und 1. Reff sind wir bei 5 Bft. gut besegelt. Zuerst überlege ich noch, vielleicht doch auszureffen, aber im Laufe des Tages wird es noch etwas windiger. Wir sind flott zurück in der Förde, aber trotz guter Klamotten wird es nach 3-4 Stunden kalt, wenn man an der Pinne ungeschützt im Wind sitzt. Doris und Heiner meinen, ich hätte durchgefroren ausgesehen, als ich in Strande eingelaufen bin. Ja, das stimmt, kalt bis auf die Knochen. Als ich das Boot aufgeklart habe, hat der Wind nochmal zugelegt. Jede Menge weiße Schaumkronen da draußen.

Am Montagnachmittag meldet Kiel LT bei Windfinder E 8, in Böen 9, und ich freue mich, dass ich heute nicht segeln „muss“.

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Ungemütliches Osterwetter

„Oh Uwe, das sieht nicht gut aus…“

Die ersten Segelfreunde sind schon unterwegs und posten von Ærø oder aus Sonderburg. Ich bin noch nicht so weit. Und nachts ist es eh noch richtig kalt, ich bin nicht wirklich neidisch. Am Karfreitag bringe ich noch einige Dinge an Bord und ich tausche mit Stefan die Liegeplätze wieder zurück. Der SCHRAT war erst mal ohne Motor ins Wasser gekommen, und da war das Verholen per Hand auf SNAEDIS Platz einfacher. Am Ostermontag nutze ich den freundlichen Vormittag um die Wantenspanner zu sichern, das Großsegel anzuschlagen und den Wassertank zu spülen. Mittags ziehen, wie angesagt, wunderbar dunkle Schauerwolken auf. Wenn die Sonne verschwindet, wird es noch empfindlich kalt. Ich höre ganz deutlich, wie mein Sofa nach mir ruft…

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So kann es bleiben

Fliegende Boote…

Was für ein Wochenende! SOMMER! Am Samstag, den 8. April kommen bei uns die Schiffe wieder ins Wasser. Wie immer steht der große Kran an zentraler Stelle und hebt die Boote von ihren Plätzen zwischen den Hallen ins Wasser. ENTE und SNAEDIS stehen in diesem Jahr ganz an der Straße, und so dauert es diesmal etwas länger, bis wir endlich im Wasser sind. Heiner hat mit Hilfe der Jugendabteilung seinen Mast am Freitagabend schon bereit gelegt und Doris hat sich die „Pole-Position“ am Mastenkran gesichert. Wie immer geht es bei der ENTE blitzschnell, dann steht der Mast im Schiff, Wanten handwarm anziehen, Vorstag fest, ein Backstag fest, und zurück auf den Liegeplatz. Danach müssen die übrigen Masten abgearbeitet werden, die schon bereit liegen. Aber, ohje, das sind auch wieder einige Spezialisten am Werk, die den Mastenkran stundenlang blockieren und nicht fertig werden. Eine genervte Crew in der Warteschlange klatscht am Ende sogar Beifall…

Abendstimmung über der Förde

Mit Heiner, Stefan und Ulf holen wir auch unsere Masten aus dem Mastenschuppen, werden aber erst am Sonntag die Masten stellen. Es ist auch so noch genug zu tun: unter Deck sauber machen, eine Wagenladung Ausrüstung, Polster und Segel vom Parkplatz zum Liegeplatz tragen und an Bord verstauen. Nach getaner Arbeit gehen Antje, Stefan und ich im Clubhaus essen, Matjes mit Bratkartoffeln, lecker! Das gute Wetter hat viele Gäste nach Strande gelockt, wir bekommen gerade noch die letzten freien Plätze. Ein paar Minuten lang zaubert die Abendsonne einen orangefarbenen Schein auf die andere Seite der Förde, wunderschön!

So kann es bleiben 🙂

Am Sonntagmorgen sind Ulf und Heiner um 10 Uhr am Hafen und wir stellen rasch SNAEDIS Mast. Noch kein Andrang am Kran, niemand der nach uns dran ist und drängelt, ganz entspannt. Die Gummikeile einsetzen, den Mast sichern, die Wanten spannen, die Fallen und Strecker einscheren und nach achtern auf die Klemmen legen.  Zwischendurch die Masten vom SCHRAT und von der EARL GREY stellen. Das dauert alles. Besonders wenn man in der gemütlich warmen Sonne zwischendurch ein Nickerchen im Cockpit macht. Nachmittags gibt es bei Antje und Stefan Kuchen an Bord, danach noch ein Schwätzchen bei Doris und Heiner. Wie schön, dass alle wieder ihre schwimmende Gartenlaube bezogen haben. Noch ein Foto vom strahlend blauen Himmel. Was für ein Wochenende! So kann es bleiben…

Abends zu Hause stelle ich fest, dass ich ganz schön Farbe bekommen habe. „Kross gebraten?“, lästert Enja. Und Mara verrät mir einen Geheimtipp, „Sonnencreme!“…

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AAR Noch Crew gesucht

Die Vorbereitungen für die Atlantikreise 2017/18 mit der „Kuh“ laufen auf Hochtouren. Das Orga-Team um Hauke Bohnen bestehend aus Stefan Brandenburg, Stefan Kunstmann, Christian Knop, Uli Münker, Tom Lennard Schulte, Peter Hecht, Klaus Kinast und Uwe Hollenbach, inzwischen ergänzt um Klaus Meier (Skipper der ARC-Etappe) und Marten Frank (Leiter Yachtschule), trifft sich einmal in der Woche im Yachtschulraum. Viele Dinge müssen geklärt werden: Wie vermeiden wir eine Steuerpflicht für diese Reise? Sind die Sicherheitsrichtlinien des DSV ausreichend, oder müssen wir die Anforderungen der SeeBG erfüllen? Welche Anforderungen stellen wir selbst an Skipper und Crew? Was muss an Bord vor der Reise alles passieren (Reparaturen, Instandhaltung, Neuanschaffungen)? Welche Kosten kommen auf uns zu und wann werden die Arbeiten durchgeführt? Und vor allem, von wem?

Ankunft in der Karibik ARC2002

Die Yachtschule hat sich inzwischen dafür entschieden, ihre diesjährigen Sommer-reisen in das Baltikum zu machen und nicht Teil der Atlantikreise zu sein. Somit können sich Skipper und Crews auch für die Etappe 1 von Kiel nach Brest und die Etappe 2 von Brest nach Lissabon anmelden. Diese Etappen werden wie im Reiseplan aufgeführt stattfinden. Während der Anmeldestatus für fast alle übrigen Etappen schon sehr gut aussieht, gibt es für die Etappen 1 und 2 bislang noch keinen einzige Anmeldung in der Meldeliste. Eine ausreichende Anzahl von qualifizierten Mitseglern ist aber auch für die ersten Etappen zwingend erforderlich, damit der Vorstand das „Go“ zur Durchführung der Reise gibt. Und erst dann kann die lange Liste der zu erledigenden Arbeiten verbindlich angegangen werden.

Also, alle Vereinsmitglieder und Segelfreunde aus den Kieler Vereinen, die sich noch nicht entscheiden konnten – ran an den Computer und für die Etappen 1 von Kiel nach Brest und die Etappe 2 von Brest nach Lissabon anmelden!

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HR Tag 11: Trondheim und Heimreise

Die Kabine auf der Bb.-Seite war Super!

Um 6:30 Uhr legt die NORDKAPP in Trondheim an. Das letzte Frühstück an Bord. Die Gruppenreisenden brauchen nicht ganz so zu hetzen, wir dürfen bis 9:00 Uhr unsere Kabinen behalten – alle anderen müssen schon um 8:00 Uhr raus. Das waren tolle zehn Tage hier an Bord, nette Tischnachbarn, ein gemütliches Ambiente, interessante Ausflüge. Die Vorträge unserer Lektoren zum Thema „Nordlicht & Sterne“ haben mir gut gefallen. Die Winterlandschaft, insbesondere die Lofoten haben mich sehr beeindruckt, und natürlich das Wiedersehen mit den Nordlichtern. Die Kabine auf Deck 3 auf der Backbord Seite hat mir gut gefallen, mit der Seite legen die Schiffe überall an. Ein wenig wehmütig bin ich schon, aber ich freue mich auch auf den letzten Tag in Trondheim.

Der Ausblick würde mir auch gefallen!

Ich habe mich mit Martin, einem ehemaligen Arbeitskollegen von der HSVA verabredet, der seit ein paar Jahren hier in Trondheim lebt und arbeitet. Als ich vor vier Wochen beruflich hier war, war Martin gerade in Kolumbien. Da bin ich natürlich noch neugieriger… Kurz nach 9:00 Uhr holen Martin und seine Freundin Giova mich ab. Sie ist Kolumbianerin und die Beiden haben sich hier in Trondheim kennen gelernt. Wir fahren zu ihnen nach Hause, in der Nähe seiner Arbeitsstelle, hoch über der Stadt. Einen phänomenalen Blick über den Fjord hat man aus dem Wohnzimmer. Oh, das Foto von den Beiden an der Wand, „Sieht so nach Hochzeit aus… seid Ihr inzwischen verheiratet?“

Alles Gute Euch Beiden!

So ist es, und das freut mich besonders, Deutsch-Kolumbianisches Multi-Kulti in Norwegen ♥. „Ein Stück Kuchen?“ – Oh Mann, ich bin doch gerade vom Frühstücksbuffet aufgestanden – „Ja, gerne!“ (kann ja auch die Kalorienzufuhr nicht so drastisch von 10.000 kal auf 1.000 kal reduzieren…). „Hat Giova gestern noch gebacken, ein Kolumbianisches Rezept“, sehr lecker. Könnte ich glatt noch ein zweites… Denk nicht dran! Bis ich zum Flughafen muss, ist noch etwas Zeit. Martin und ich fahren zum Yachthafen und schlendern die Promenade entlang und klönen übers Segeln. Bald fängt bei uns die Segelsaison wieder an. Mal sehen, was die Saison 2017 für mich bereit hält…

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HR Tag 10: Polarkreis und Helgelandküste

Noch einmal der Polarkreis

Heute ist der letzte Tag auf der NORDKAPP, morgen geht‘s gleich nach dem Frühstück von Bord. Bei mir ist irgendwie ist die Luft raus, nicht unüblich für mich am Ende einer Reise. Kirkenes, Nordlicht, Tromsø, Lofoten und Vesterålen liegen achteraus. Auch das Wetter hat sich verausgabt die letzten Tage, heute morgen grau in grau. Noch einmal der Polarkreis, diesmal Süd-gehend und bei Tageslicht. An der Kabinentür hängt ein Flyer mit Informationen zur Ankunft in Trondheim. Die Expeditionsleiter sammeln die besten Fotos der Reise für den Fotowettbewerb. Ich fange schon mal an, die getragenen Klamotten in den Koffer zu werfen. Ende-der-Reise-Blues…

Sonnenuntergang mit Lichtsäule

Am Nachmittag passieren wir die „Sieben Schwestern“. Zwischen den Häfen Sandnesjøen und Brønnøysund wirken sieben aufgereihte Berggipfel so erhaben, dass sich bei den Einheimischen eine Legende von zu Stein erstarrten Trollfrauen um sie rankt. Weiter südlich erwartet uns noch ein weiteres Highlight des Tages, der „Torghatten“, ein Felsen mit einem 35 m hohen und 160 m langen Loch. Im Sommer zur Zeit der Mitternachtssonne kann man das Glück haben, dass die Sonne direkt durch das Loch scheint. Wir haben Glück, dass es noch so lange hell ist, dass wir den „Torghatten“ noch sehen und fotografieren können. Und auch unser Sonnenuntergang heute kann sich sehen lassen, wir sehen eine seltene „Lichtsäule“, wie uns unser Astronom Hans erklärt.

„Torghatten“ achteraus

Zum Abschluss der Reise lädt uns die Leitung der Reisegruppe „Nordlicht & Sterne“ zu einem Glas Sekt ein. Alex hat aus seinen Fotos und Filmen einen kleinen Film zusammengestellt und lässt die Highlights der Reise noch einmal Revue passieren. Ein besonderes „Ahh“ und „ooh“ ernten natürlich die Zeitraffer-Filme der Nächte mit dem Nordlicht. Unglaublich, was der Fotoapparat sichtbar macht, was dem eigenen Auge verborgen bleibt. Faszinierend, die Bewegungen des Nordlichts, die man mit bloßem Auge nicht so wahrnehmen kann – zu langsam sind die Bewegungen. Man sieht zwar die Änderungen im Laufe der Zeit, aber in eine Bewegung kann das Auge und das Gehirn das nicht umsetzen.

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HR Tag 9: Vesterålen und Trollfjord

Trondernes Kirche

Für 6 Uhr habe ich den Wecker gestellt. Wie üblich, bin ich schon vorher wach. Bin wohl doch ganz gut ausgeruht, ich fühle mich lange nicht so müde wie befürchtet. Um kurz nach 8 Uhr beginnt die Bustour über die Inseln der Vesterålen in Harstad. Wir haben Björn, einen älteren Norweger, als Guide, der uns mit launigen Geschichten durch den Tag führt. Er liebt seine Heimat, das ist ihm deutlich anzumerken. Für uns hat er viele Zeitungsartikel, Reportagen, Fotos dabei von Sehenswürdigkeiten, die wir noch sehen werden und die wir nicht besuchen können. Von Harstad geht es zuerst auf die Halbinsel Trondernes mit einem Besuch der nördlichsten aus Stein errichteten Kirche aus dem späten Mittelalter (ca. 1250). Extra für uns wird dort eine kurze Messe gehalten. Gleich neben der Kirche haben wir Gelegenheit, ein liebevoll gestaltetes Museum zu besuchen, in dem die Geschichte der Region Harstad ab der jüngeren Steinzeit bis heute dargestellt wird.

Winken von der Brücke nach Sortland

Nicht besuchen können wir die „Adolfkanone“, die einzige noch erhaltene große deutsche Kanone aus dem zweiten Weltkrieg. In Trondernes ist die ganze aus vier Kanonen bestehende Batterie noch intakt. Björn berichtet, dass sehr viele Technik-interessierte Touristen aus aller Welt an dieser fortschrittlichen deutschen Waffentechnologie der damaligen Zeit interessiert sind. Weiter geht es mit dem Bus. Wir haben einen schönen Blick hinüber zur Nachbarinsel „Grøtavær“. Björn verrät uns, dass seine Frau egal wo auf der ganzen Erde wohnen würde, wenn er umziehen möchte, ihre einzige Bedingung sei, dass sie „Grøtavær“ aus dem Wohnzimmerfenster aus sehen könne.

Die „Lofotenwand“

Am Gullesfjord entlang genießen wir die überwältigende Landschaft der Vesterålen. Björn macht noch einmal Werbung für „seine“ Inseln. Die meisten Touristen würden nur die Lofoten kennen und besuchen wollen, dabei sei es dort im Sommer total überlaufen. Die Vesterålen dagegen seien noch ein echter Geheimtipp, außerdem eigneten sich die weniger schroffen Berge viel mehr zum Wandern als die der Lofoten. Kurz vor Sortland, dem Endpunkt unserer Bustour, fahren wir auf einen Parkplatz und warten. Worauf? Die Bustour ist so geplant, dass die Busse zur gleichen Zeit über den Brücke nach Sortland hinüber fahren, während unter uns die NORDKAPP die Brücke passiert. Passagiere und Crew der NORDKAPP sind mit Norwegen Fähnchen bewaffnet und stehen heftig winkend vorne auf Deck 5. Das ist ja ‚ne coole Idee und eine einmalige Perspektive auf das Schiff.

Zur Blauen Stunde vor dem Trollfjord

Nachmittags geht es weiter durch die Inselwelt der Vesterålen und der Lofoten. Als wir uns dem Raftsund nähern habe ich echt keinen Plan, wo es hier wohl weitergeht. Keine Durchfahrt zu sehen. Der Kapitän hält lange auf eine Schäre zu, ändert erst kurz davor seinen Kurs nach Backbord, um gleich danach Hart Steuerbord Ruder zu legen. Aha, nun sieht man auch die Brücke, die bei Hanøy über den Raftsund führt. Da müssen wir durch. Die Dämmerung setzt ein, ob wir noch etwas sehen können, wenn wir am Trollfjord sind? Der Wind ist völlig eingeschlafen und etwas Restlicht ist noch da, als die NORDKAPP sich langsam der Mündung des Trollfjordes nähert. Ganz langsam legt der Kapitän sein Schiff in den Eingang des Fjordes. Vorne auf Deck 5 ist es jetzt drängelnd voll. Zum Glück bin ich groß genug und kann auch aus der dritten Reihe, mit der Kamera hoch über den Kopf gehalten, Fotos machen. Die schneebedeckten Klippen links und rechts spiegeln sich im glatten Wasser und zur „blauen“ Stunde ist das ein unwirklicher Anblick. Einfach irre! Das war absolut der Höhepunkt des Tages und vielleicht der ganzen Reise. Müde bin ich jetzt. Abendessen vom Buffet, noch etwas lesen, und dann ab in die Koje.

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